Wie hat sich die Harzregion seit 1984 verändert? Google Earth zeigt neue Satellitenaufnahmen, die für Überraschungen sorgen – die sind allerding nicht durchweg angenehm.
DIe Zeitrafferaufnahmen fassen die Veränderungen für die Menschen in der Region auf ein verständliches Maß zusammen. Und sie zeigen, wie wichtig ein schnelles Handeln wäre. Eins fällt dabei besonders auf: Der Harz hat einen dramatischen Verlust an Baumbestand erlitten. Grund sind extreme Trockenheit und Borkenkäfer, die dem Wald massiv zugesetzt haben.
Satellitenüberwachung der Wälder: Schneller auf Käfer oder Brände reagieren
Besonders für Waldbesitzer zeigen regionale oder auch großräumige Aufnahmen die Auswirkungen der Entwicklung. Ein Blickwinkel, den man aus der kleinen menschlichen Perspektive kaum hat. Wie wichtig solch eine Überblicksdarstellung ist, weiß man auch bei der amerikanischen Raumfahrtfirma Planet Labs. Die liefert mit einer Satellitenflotte Bilder der Erdoberfläche und eben auch von Wäldern. Das wäre eine Möglichkeit, Veränderungen in den Wäldern nahezu in Echtzeit zu überwachen und Veränderungen zu erkennen, die durch Ereignisse wie Dürren, illegale Abholzung oder Brände verursacht werden.
Seit 2021 gibt es den Zeitraffer auf Google Earth. Insgesamt wurden 24 Millionen Satellitenfotos aus 37 Jahren zusammengetragen, um zu zeigen, wie die Zeit auf der Erde vergeht. Schmelzende Polkappen, schrumpfende Gletscher oder Rückgang von Wäldern: Jetzt können Interessierte selbst sehen, wie der Planet sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat.
Dürre und Trockenheit spielte im Harz 1984 noch keine Rolle
Der Zeitraffer für den Harz beginnt 1984. Das Gebirge sieht von oben deutlich grün aus. Auf nur wenigen Flächen stehen keine Fichten. Das ist ein Anhaltspunkt dafür, dass Trockenheit damals noch keine große Rolle gespielt hat. Anschließend folgen Satellitenbilder die für jedes Jahr eine optische Ähnlichkeit zeigen. Zu diesem Zeitpunkt deutet nichts auf den schlechten Zustand des Waldes hin.
Das Bild ändert sich ab 2016: Das satte Grün der Wälder und kleinen Lichtungen hat sich in braune Flächen verwandelt. Es gibt deutlich mehr Rodungsflächen. In den folgenden Jahren werden diese Flächen sichtbar größer. Bis 2022 entsteht rund um den Brocken eine abgestorbene Landschaft. Und auch das Gebiet zwischen Bad Harzburg, Clausthal-Zellerfeld und Osterode zeigt sich deutlich lichter. Braun statt Grün, deutlich mehr Bäume sind tot.
Borkenkäferbefall und Trockenheit: 11.600 Hektar Fichtenwald sind weg
Wesentlicher Grund für diese traurige Entwicklung ist der Borkenkäfer. Jahrelang hatte er im Wald es Nationalparks gewütet. Hinzu kommt: Seit 2018 hatte die Trockenheit Bäume geschwächt, was den Befall durch den Borkenkäfer verstärkte. Zwischen 2018 und 2024 hat der Nationalpark Harz nach Informationen des Umweltministeriums Niedersachsen mehr als 11.600 Hektar Fichtenwald verloren, das waren 90 Prozent. Bis heute wurden nach Angaben der Landesforsten rund 95 Prozent des Nadelbaumbestandes zerstört.
Entspannung in Sicht: Es gibt weniger Borkenkäfer durch fehlende Nahrungsgrundlage
Die Landesforsten sehen Licht am Ende des Tunnels. Zwar gibt es noch stellenweise borkenkäferbedingte Schäden, aber dies auf einem recht flachen, gut handhabbaren Niveau. Das gilt so auch für den Harz. Dort, im Nationalpark Harz, geht man auch nicht von einer größeren Massenvermehrung aus.
„Vor allem aufgrund der Tatsache, dass die weitläufigen Fichtenaltbestände zum weit überwiegenden Teil inzwischen abgestorben sind. Es fehlt also die Nahrungsgrundlage“, sagte der Sprecher des Nationalpark Harz, Martin Baumgartner gegenüber der dpa.
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