Clausthal-Zellerfeld (red). Das Urteil des Amtsgerichts Clausthal-Zellerfeld ist gefallen: Weil ein 62-Jähriger insgesamt drei Frauen verfolgt und sie sexuell belästigt hat, muss dieser jetzt für acht Monate in Haft. Unter anderem hatte sich der Exhibitionist, der in Clausthal-Zellerfeld als langjähriger Alkoholiker bekannt ist, vor seinen Opfern entblößt.
Reichlich Alkohol und drei Joints am Tag: Gericht sieht kein Chance auf Bewährung
Mit dem Urteil blieb das Gericht unter Vorsitz von Richterin Nitsche nur einen Monat unter dem von der Staatsanwaltschaft geforderten Strafmaß. Beide sehen keinen Spielraum für eine Bewährungsstrafe. Wie sich im Prozess herausstellte, nahm der Angeklagte bereits seit den 1990er Jahren exhibitionistische Handlungen vor, der Mann sei offensichtlich ein Triebtäter.
Zudem war zu erfahren, dass der Verurteilte jeden Tag mindestens drei Joints raucht und erhebliche Mengen an Alkohol konsumiert, um seine Sucht zu befriedigen. Obwohl er sich mittlerweile in einer Abstinenzphase befindet, war es dem Gericht nicht möglich, eine positive Sozialprognose vorzunehmen.
Vor einem Jahr war der Fall schon einmal vor dem Amtsgericht Clausthal-Zellerfeld verhandelt worden. Wegen der Suchtproblematik des Alkoholikers und seines, wie es heißt, bizarren Tatverhaltens hatte der seinerzeit zuständige Richter Steffen Magerhans ein psychologisches Gutachten angeordnet.
Betrunken vor Frauen masturbiert: „Ich mache doch gar nichts“
Wie sich im Prozess herausstellte, war der Mann im März 2023 stark betrunken gegen Mitternacht in Clausthal-Zellerfeld unterwegs gewesen. Dabei traf er auf drei Frauen, vor denen er sich entblößte. Sodann begann er, seine Genitalien zu berühren und sich vor den Frauen selbst zu befriedigen.
Dabei grinste er die Frauen höhnisch an und sagte zu ihnen: „Ich mache doch gar nichts.“ Der Vorfall hatte auf einige der unfreiwilligen Zuschauerinnen traumatische Auswirkungen. Vor allem als sie versuchten, vor dem Mann zu flüchten. Wie ein Gerichtssprecher mitteilte, habe ein der Frauen „das im Kopf erstmal gar nicht verdauen können.“
Bei allen Opfern sitzt der Schock tief. Es ist von Schlafstörungen die Rede, andere fühlen sich abends auf dem Heimweg nicht mehr sicher. Alle Frauen haben Strafanzeige gestellt. Der Mann konnte unterwegs von der Polizei festgenommen werden, weil er eine auffällige rote Jacke trug.
Ellenlanges Vorstrafenregister: Mann hatte sich selbst vor Kindern entblößt
Die Staatsanwaltschaft verwies darauf, dass Exhibitionismus normalerweise ein Bagatell-Delikt sei. Doch in diesem Fall sei die Situation dadurch verschlimmert worden, dass der Mann die Frauen in der Nacht verfolgt habe. Eine Horrorvorstellung sei das für jede Frau, so Staatsanwalt Jonda. Der mittlerweile 62-Jährige ist für die Justizbehörden kein unbeschriebenes Blatt. Er saß wegen Sexualstraftaten bereits mehrere Jahre im Gefängnis. Insgesamt 15 Mal hatte er sich vor Frauen entblößt, dreimal selbst vor Kindern. Jedes Mal waren erhebliche Mengen Alkohol im Spiel. Dies führte zu Verurteilungen im Maßregelvollzug mit Anordnung einer Entzugstherapie.
Psychiater: Täter hat dissoziale Persönlichkeitsstörung – Therapiererfolg unwahrscheinlich
Der psychiatrische Gutachter sagte indes im Prozess, dass der Mann neben seiner jahrelangen Alkoholsucht auch an einer dissozialen Persönlichkeitsstörung leidet. Aufgrund dessen halte er die Chancen auf einen Therapieerfolg für sehr gering. Nicht zuletzt auch deswegen, weil der mittlerweile Verurteilte nur eine sehr geringe Motivation aufbringen könne.
Auch wenn der Exhibitionist in der Verhandlung mehrfach beteuerte, seinen Alkoholkonsum „im Griff“ und seit Silvester nicht mehr getrunken zu haben, half ihm dies nur wenig. Zwar wurde sein Geständnis und die Tatsache, dass er sich im Gerichtssaal bei den Frauen entschuldigte, positiv gewertet – dies sei jedoch, auch aufgrund der erheblichen Erinnerungslücken des Mannes, nicht ausreichend für eine positive Sozialprognose – und damit für eine Bewährungsstrafe.
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