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„Ver­bes­se­re die Welt – und fang bei dir selbst an“ — Im Gespräch mit Nico Schlu­ter

Nico Schluter und Alisa Behrens

Bevor die Aus­stel­lung „Dienst­ver­pflich­tet in Nord­hau­sen 1943 ‑1945“ in der Floh­burg | Das Nord­hau­sen Muse­um am 12. Okto­ber 2025 endet, konn­ten Inter­es­sier­te am gest­ri­gen Abend mit dem Kura­tor der Aus­stel­lung, Nico Schlu­ter, ins Gespräch kom­men. Gemein­sam mit Ali­sa Beh­rens, Volon­tä­rin der Städ­ti­schen Muse­en, gab der aus den Nie­der­lan­den stam­men­de Kura­tor dem Publi­kum Ein­bli­cke in die Schick­sa­le von vier jun­gen Nie­der­län­dern aus Ams­ter­dam – Geor­ge, Bert, Jaap und Ton – die wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs als „Fremd­ar­bei­ter“ zur Arbeit in der Rüs­tungs­pro­duk­ti­on in Nord­hau­sen ver­pflich­tet wur­den. Sie leb­ten und arbei­te­ten zwi­schen Zwang, Angst, Freund­schaft und der Suche nach Nor­ma­li­tät in Nord­hau­sen. Alle vier schrie­ben Tage­bü­cher. Für Nico Schlu­ter ist das The­ma per­sön­lich: Er ist Sohn von Geor­ge. Aus der Inter­ak­ti­on mit dem Publi­kum in Form von Fra­gen und Ant­wor­ten ergab sich eine tie­fe­re und per­sön­li­che­re „Begeg­nung“ mit den jun­gen Prot­ago­nis­ten der Aus­stel­lung.

Nico Schlu­ter been­de­te das Gespräch mit dem letz­ten Gedan­ken sei­nes Vaters Geor­ge im Tage­buch:

„…Es war Mit­ter­nacht, zehn nach zwölf, am 14. Juni, als der Zug in den Ams­ter­da­mer Haupt­bahn­hof ein­fuhr. […] Ich bin nun wie­der zu Hau­se und been­de mein Tage­buch, das ich am 23. August 1943 in Nord­hau­sen begon­nen habe. […] 22 Mona­te lie­gen hin­ter mir – Mona­te vol­ler Glück und Sor­gen, vol­ler Aus­ge­hen und Arbeit, vol­ler Angst und Unbe­schwert­heit. […] Die Welt ist noch nicht zur Ruhe gekom­men, sie ist ein ein­zi­ges Cha­os. Hof­fent­lich ler­nen die Men­schen eines: dass sie ein­an­der lie­ben müs­sen. Ver­bes­se­re die Welt – und fang bei dir selbst an. Hier endet mein Tage­buch, doch ich hof­fe, irgend­wann noch ein­mal zurück­zu­kom­men, um über die all­ge­mei­ne Lage zu schrei­ben.“ Geor­ge, 14. Juni 1945

Foto: Stadt­ver­wal­tung Nord­hau­sen

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