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Tot aus Teich gebor­gen: Ver­miss­ter 13-Jäh­ri­ger ist ertrun­ken

Die Eltern des 13-jäh­ri­gen Jun­gen, der seit Mitt­woch als ver­misst galt, haben nun trau­ri­ge Gewiss­heit: Ihr Sohn ist tot. Ertrun­ken in einem Teich in Syke bei Diep­holz (Nie­der­sach­sen). Das haben ers­te Ermitt­lun­gen der Poli­zei erge­ben.

Laut Poli­zei­an­ga­ben vom Mitt­woch­abend, war der Jun­ge am Nach­mit­tag von sei­ner Fami­lie als ver­misst gemel­det wor­den

Die Ermitt­ler hat­ten dar­auf­hin umge­hend eine groß­an­ge­leg­te Such­ak­ti­on in die Wege gelei­tet. An der Suche waren zudem Ret­tungs­kräf­te und Spür­hun­de betei­ligt.

Gegen 17.30 Uhr ent­deck­ten die Ein­satz­kräf­te den ver­miss­ten Jun­gen schließ­lich im Müh­len­teich im Stadt­teil Bar­ri­en — zum Zeit­punkt des Auf­fin­dens waren bereits kei­ne Lebens­zei­chen mehr fest­zu­stel­len. Der Teen­ager wur­de noch vor Ort für tot erklärt.

Bar­ri­ens Orts­bür­ger­meis­ter Chris­ti­an Eilers zeig­te sich geschockt, über die sozia­len Medi­en teil­te er mit: „Der Jun­ge und sei­ne Fami­lie leb­ten erst seit Kur­zem bei uns in Bar­ri­en, auf der Suche nach Schutz und einem siche­ren Zuhau­se. Umso unfass­ba­rer ist, was gesche­hen ist.“ Und wei­ter berich­te­te Eilers: „Ich war per­sön­lich vor Ort und habe mit der Ein­satz­lei­tung gespro­chen.

Die gro­ße Anteil­nah­me der Ret­tungs­kräf­te war deut­lich spür­bar. Feu­er­wehr, Ret­tungs­dienst und Poli­zei haben bis zuletzt alles ver­sucht, das ver­miss­te Kind zu fin­den. In Gedan­ken bin ich bei der Fami­lie. Ihnen gehört in die­sen schwe­ren Stun­den unser tiefs­tes Mit­ge­fühl. Im Namen des gesam­ten Orts­ra­tes spre­che ich mein auf­rich­ti­ges Bei­leid aus.“

Des­halb ent­ste­hen beim Baden ris­kan­te Situa­tio­nen

Was vie­len Betrof­fe­nen zum Ver­häng­nis wird: In Frei­ge­wäs­sern wie See, Meer, Fluss oder Kanal sind die Bedin­gun­gen weni­ger «labor­ar­tig» als im Hal­len­bad, wo vie­le von uns Schwim­men gelernt haben. Das Deut­sche Rote Kreuz sagt dazu: „In sol­chen Gewäs­sern herr­schen Strö­mun­gen, es gibt Wel­len­gang und Tem­pe­ra­tur­un­ter­schie­de“.

Kurz: Bedin­gun­gen, die man so nicht kennt — und die es manch­mal ganz schön in sich haben. So kön­nen ablan­di­ge Strö­mun­gen auch siche­re Schwim­me­rin­nen und Schwim­mer in Gefahr brin­gen.

Übri­gens: Vom siche­ren Schwim­mern spre­chen Fach­leu­te bei allen, die die Anfor­de­run­gen des Bron­ze-Schwimm­ab­zei­chens erfül­len. Dazu zählt, min­des­tens 15 Minu­ten zu schwim­men und dabei eine Stre­cke von min­des­tens 200 Metern zurück­zu­le­gen.

6 typi­sche Gefah­ren beim Baden — und wie man sich schützt

Gefahr 1: Auf­ge­heiz­ter Kör­per, küh­les Was­ser

Die Son­ne knallt, der Kör­per ächzt unter der Wär­me. So ersehnt die Abküh­lung im See dann auch ist — vor dem Baden soll­te man sich ein­mal kurz abbrau­sen, etwas Was­ser über Arme, Bei­ne und Rumpf sprit­zen oder sehr lang­sam hin­ein­ge­hen.

«Gehe ich ohne die­se Vor­be­rei­tung ins kal­te Was­ser, zie­hen sich die Blut­ge­fä­ße, die vor­her gewei­tet waren, schlag­ar­tig zusam­men», sagt Alex­an­der Paf­frath. Ins­be­son­de­re bei Men­schen, die Herz- oder Gefäß­krank­hei­ten haben, kann das schon aus­rei­chen, um eine lebens­be­droh­li­che Situa­ti­on aus­zu­lö­sen — etwa eine Bewusst­lo­sig­keit.

Laut um Hil­fe schrei­en kön­nen Betrof­fe­ne dann nicht mehr. «Der klas­si­sche Bade­un­fall ist ein laut­lo­ses Unter­ge­hen», sagt Andre­as Paatz. Daher gilt auch: Nur Baden gehen, wenn man sich auch gut fühlt.

Übri­gens: Gera­de zu Beginn der Bade­sai­son müs­sen Schwim­mer damit rech­nen, dass tie­fe­re Was­ser­schich­ten eines See deut­lich käl­ter sein kön­nen als am Ufer. Und in küh­le­ren Som­mern kann die Was­ser­tem­pe­ra­tur von Nord- und Ost­see laut Paatz durch­aus bei 16 bis 19 Grad blei­ben.

Gefahr 2: Selbst­über­schät­zung

Ein typi­sches Mus­ter, das Exper­tin­nen und Exper­ten in vie­len Bade­un­fäl­len wie­der­erken­nen: Men­schen über­schät­zen ihre eige­nen Fähig­kei­ten und Kräf­te — und schwim­men zum Bei­spiel zu weit raus. Immer dann, wenn es zu einem «Miss­ver­hält­nis zwi­schen der eige­nen Kon­di­ti­on und der Schwimm­stre­cke, die bewäl­tigt wer­den muss», kommt, kann es Andre­as Paatz zufol­ge kri­tisch wer­den.

Alex­an­der Paf­frath erklärt das am Bei­spiel einer Tal­sper­re. «Da denkt man schnell “Ach, das ande­re Ufer errei­che ich locker” — und hat dann doch eine Schwimm­stre­cke von 1.000 oder sogar 2.000 Metern vor sich, weil alles so nah aus­sieht.»

Eine Ent­fer­nung, die Untrai­nier­te an ihre Gren­zen brin­gen kann. Kommt dann auf­grund von Käl­te noch ein Krampf dazu, wird es schnell gefähr­lich. Eine gute Por­ti­on Vor­sicht kann vor sol­chen Not­la­gen bewah­ren.

Noch ein Tipp: par­al­lel zum Ufer schwim­men. «Dort kann man auch sehr viel Stre­cke machen und sich her­aus­for­dern, ohne per se weit raus­zu­schwim­men», sagt DRK-Mann Andre­as Paatz. «Im Zwei­fel hat man schnel­ler wie­der die Mög­lich­keit, ans Ufer zu gelan­gen.»

Gefahr 3: Alko­hol und Dro­gen

Rausch ent­hemmt — und lässt einen auf Ideen kom­men, die nüch­tern betrach­tet alles ande­re als ver­nünf­tig sind. Alko­hol und Dro­gen ver­tra­gen sich daher mit dem Baden nicht, warnt Andre­as Paatz. Zumal Rausch­mit­tel oft Grup­pen­dy­na­mi­ken ver­stär­ken, die auf gegen­sei­ti­ges Auf­sta­cheln und ris­kan­te Mut­pro­ben hin­aus­lau­fen.

Gefahr 4: Strö­mun­gen und Schiffs­ver­kehr unter­schät­zen

Auch in Flüs­sen wird im Som­mer gern geba­det. Davon rät Alex­an­der Paf­frath aller­dings ab — zumin­dest außer­halb gesi­cher­ter Fluss­bä­der: «Flüs­se kön­nen von heu­te auf mor­gen total unter­schied­lich sein, was etwa Strö­mungs­ge­schwin­dig­keit oder Ufer­be­schaf­fen­heit angeht.»

Bei gro­ßen Flüs­sen wie Rhein, Elbe oder Mosel kommt der Schiffs­ver­kehr als wei­te­re Gefahr dazu. Die Schif­fe ver­drän­gen das Was­ser, ein Sog kann ent­ste­hen. Wer dann

nicht fest mit den Füßen auf dem Boden steht, kann in die Mit­te des Flus­ses gezo­gen wer­den. Gera­de Kin­der sind gefähr­det.

Wer in Not gerät, soll­te auf sich auf­merk­sam machen — etwa mit den Armen win­ken und rufen. Dage­gen ist es aus­sichts­los, gegen die Strö­mung ankom­men zu wol­len. «Das ist zum Schei­tern ver­ur­teilt, wenn man sich mal über­legt, was für Strö­mungs­ge­schwin­dig­kei­ten ein Fluss hat», sagt Alex­an­der Paf­frath — selbst bei einem Kanal, der mit drei Kilo­me­tern pro Stun­de in eine Rich­tung flie­ße. Hin­zu kom­me mög­li­cher­wei­se noch die Panik.

Was also tun? Andre­as Paatz rät: «Auf den Rücken legen, den Blick in Rich­tung Land und dann ver­su­chen, sich mit der Strö­mung mit­tra­gen zu las­sen.» Weil die zum Teil auch par­al­lel zum Land gehe, las­se sich viel­leicht eine güns­ti­ge Aus­tritts­mög­lich­keit fin­den.

Gefahr 5: Kopf­sprün­ge ins Was­ser

Kopf­über ins küh­le Nass: So fühlt sich für vie­le der Som­mer an. Wer in ein Gewäs­ser sprin­gen möch­te, soll­te das aber nur tun, wenn das auch erlaubt ist — und vor allem: wenn das Was­ser tief genug ist. Bei etwas trü­ben Seen lässt sich das aller­dings oft nicht so gut erken­nen.

Wer es doch ris­kiert und zu schnell den Grund erreicht, kommt im bes­ten Fall mit dem Schre­cken davon. Im schlimms­ten Fall dro­hen schwe­re Ver­let­zun­gen. Durch die Wucht des Auf­pralls kann die Hals­wir­bel­säu­le gestaucht oder ver­renkt wer­den, warnt die Deut­schen Gesell­schaft für Ortho­pä­die und Unfall­chir­ur­gie (DGOU). Schä­den am Rücken­mark kön­nen zu einer Quer­schnitts­läh­mung füh­ren. Und: Trifft man mit dem Kopf auf, droht Bewusst­lo­sig­keit, die dann zum Ertrin­ken füh­ren kann, warnt Paatz.

Gefahr 6: Gewit­ter und Stark­re­gen

In der Fer­ne grum­melt es? Nun ist es an der Zeit, das Gewäs­ser zu ver­las­sen — auch wenn das Gewit­ter noch ent­fernt scheint.

Denn schlägt ein Blitz in Was­ser ein, ver­teilt sich sein Strom über eine gro­ße Flä­che, wie der Ver­band der Elek­tro­tech­nik Elek­tro­nik Infor­ma­ti­ons­tech­nik (VDE) warnt. Sogar mehr als 100 Meter vom Ein­schlags­ort kön­nen noch Strö­me flie­ßen, die bei Schwim­me­rin­nen und Schwim­mer einen Schock aus­lö­sen kön­nen. Dann besteht das Risi­ko des Ertrin­kens.

Auch vom Baden bei star­kem Regen rät Andre­as Paatz ab. Der Grund: Tref­fen die Trop­fen auf die Was­ser­ober­flä­che, bil­det sich dort ein Was­ser-Luft-Gemisch. Das erschwert die Atmung, kann zum Ver­schlu­cken und damit zu gefähr­li­chen Situa­tio­nen füh­ren.

Ich bin Zeu­ge oder Zeu­gin eines Not­falls. Und nun?

Dar­auf kommt es an:

· Hil­fe holen — falls vor­han­den, bei Ret­tungs­schwim­mern vor Ort. Ansons­ten: Not­ruf 112 wäh­len und den Unglücks­ort mög­lichst genau beschrei­ben.

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