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Spuk am Gal­gen­berg – Das Herz­ber­ger Gericht

Am Gericht im Eich­holz hin­term Schlos­se von Herz­berg wur­de am 12. Okto­ber 1804 dem Ach­ter­mann aus Rhum­sprin­ge und dem Loh­ren­gel aus Lüt­gen­hau­sen der Pro­zess gemacht. Loh­ren­gel woll­te sein Ehe­weib los­wer­den und hat­te den Erst­ge­nann­ten damit beauf­tragt sie weg­zu­schaf­fen. Ach­ter­mann war über­all dafür berüch­tigt, dass ihm eben sol­che Auf­trä­ge eine Her­zens­an­ge­le­gen­heit waren. Er mal­trä­tier­te die arme Frau schlimm und ermor­de­te sie zuletzt. Zur Bestra­fung und zur Abschre­ckung aller Lands­leu­te soll­ten Bei­de nun ähn­li­che Schmer­zen erlei­den, öffent­lich gefol­tert, gerä­dert und am Ende durch den Strang gerich­tet wer­den. Vie­le Tage ließ man sie am Sei­le bau­meln und manch ein Herz­ber­ger kam hin­zu, sich Mör­der­blut „abzu­zap­fen“, denn es bewah­re den Hof vor allem Übel, vor Geis­tern und Brän­den, wenn man mit dem Blut eines Gerich­te­ten Tore und Türen ein­sprit­zen wür­de: „Wo alte Bos­heit drauf säße, hätt‘ neue Bos­heit kein‘ Spä­ße!“ Die meis­ten Herz­ber­ger hat­ten aber Angst am „Ach­ter­manns Loch“ vor­bei zu gehen. „Hüte dich davor, Ach­ter­mann und Loh­ren­gel bau­meln noch und ihre Geis­ter irren sicher am Weg her­um!“, ward ein Fuhr­mann gewarnt. Der aber wink­te ab und weil er ein muti­ger und lus­ti­ger Gesel­le war, sprach er die halb­ver­wes­ten Lei­chen am Gal­gen­berg froh­ge­mut an: „Ach­ter­mann, Loh­ren­gel, wollt ihr mit nach Oster­ode fah­ren?“ Belus­tigt fuhr er wei­ter, bis es hin­term Gespann wild zu klap­pern begann und man ihm wirk­lich Ant­wort gab:

„So war­te doch dann auch, wir wol­len ja mit!“ Er woll­te sei­nen Ohren nicht trau­en, als das Klap­pern immer schril­ler wur­de. Da peitsch­te er mit dem Zügel auf sei­ne Klep­per ein und fuhr, wie vom Teu­fel gejagt, nach Oster­ode. Schweiß­ge­ba­det saß er im erst­bes­ten Wirts­haus und zech­te einen Krug Bier nach dem ande­ren, als das glei­che Geklap­per an sei­ne Ohren drang. „Ihr Geis­ter, ich bit­te euch, lasst mich am Leben – nie wie­der wer­de ich bös‘ Spä­ße auf Kos­ten der Toten machen!“, rief er ver­ängs­tigt und kau­er­te sich auf den Boden. Da lach­te das gan­ze Wirts­haus, denn überm Kut­scher stan­den zwei han­del­trei­ben­de Kroa­ten. In Höhe des Herz­ber­ger Gal­gens hat­ten sie des Fuhr­manns Fra­ge gehört, ob sie nicht mit­fah­ren woll­ten, was sie bejah­ten und wun­der­ten sich dann sehr, als er davon­jag­te. Sie hät­ten doch extra laut mit ihren Rat­ten­fal­len geklap­pert, um auf sich auf­merk­sam zu machen. (auf­ge­schrie­ben von Cars­ten Kieh­ne in “Sagen­haf­ter Süd­west­harz — Die schöns­ten Geschich­ten und Legen­den“, Sut­ton Ver­lag, ISBN 978–3954008896)

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