Neinstedt (red). Am Sonntag, den 22.09.2024, findet um 9:30 Uhr in der Lindenhofskirche in Neinstedt ein Requiem zum Gedenken an die Opfer der Euthanasie statt.
Vor 86 Jahren begann der Abtransport von 1.019 Bewohnerinnen und Bewohnern der damaligen Neinstedter Anstalten.
Der Gottesdienst mit Requiem wird vom Pädagogisch-Diakonischen Vorstand der Evangelischen Stiftung Neinstedt, Diakon Ronny Rösler, seinem Vorgänger Diakon Hans Jaekel und der Mitarbeiterin Jana Böttger geleitet. Musikalisch wird der Gottesdienst vom Bewohnerchor unter der Leitung von Hans-Martin Fuhrmann begleitet.
Im Neinstedter Requiem geht es um den Umgang mit den Schwächsten und um die Motive, die zu diesen unfassbaren Ereignissen geführt haben. Es wird betont, dass Neinstedt zwischen 1938 und 1941 ein Ort der Finsternis, der Feigheit und des Machtmissbrauchs war. Die Achtung vor dem Leben ist der Evangelischen Stiftung Neinstedt heute eine Verpflichtung. Sie wendet sich entschieden gegen alle Bestrebungen, sogenanntes „lebenswertes“ Leben von „lebensunwertem“ zu trennen. Jeder Mensch soll mit seiner Einzigartigkeit in die Mitte des Lebens aufgenommen werden.
Seit Jahren arbeitet der Bielefelder Historiker Reinhard Neumann gemeinsam mit Mitarbeitenden der Evangelischen Stiftung und Seminarteilnehmenden aus Bethel an der Aufarbeitung dieses Kapitels der Stiftungsgeschichte. Das Wissen über das Ausmaß der Euthanasie in Neinstedt ist seitdem kontinuierlich gewachsen. Die Namen der 1.019 Opfer sind am Gedenkort in Neinstedt auf einem Messingband verewigt, um ihnen ihre Identität zurückzugeben. Jedes Jahr werden 100 Namen verlesen.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt jedes Jahr auf den Frauen, die im Frauenheim und auch in Gandental, einem Wohnbereich in Thale, gelebt haben und den Verbrechen der Nationalsozialisten zum Opfer fielen.
In Gedenken an die ums Leben gekommenen Frauen werden in diesem Jahr 100 weiße Rosen am Mahnmal vor der Lindenhofskirche niedergelegt.
Die Stiftung freut sich über eine zahlreiche Teilnahme der Bürgerinnen und Bürger am Neinstedter Requiem, um gemeinsam Anteil zu nehmen.
Foto: Andreas Damm / ESN