Am 5. Mai findet jährlich der Internationale Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Beeinträchtigung statt. Anlässlich dieses Tages machen Jonny Wagner, Martina Perbandt und Marc Etzrodt, Beschäftigte der Lebenshilfe Goslar, auf alltägliche Barrieren und Diskriminierungen aufmerksam – und fordern mehr Respekt, Fairness und echtes Miteinander.
Jonny Wagner ist Vorsitzender des Werkstattrats der Lebenshilfe Goslar. Er vertritt die Interessen von rund 400 Beschäftigten mit Beeinträchtigung – sowohl innerhalb der Werkstatt als auch auf ausgelagerten Arbeitsplätzen. „In meiner Arbeit als Vorsitzender kann ich anderen bei ihren Problemen weiterhelfen“, sagt er. „Ich habe es selbst einmal erlebt, dass mir eine Person bei einer Krise wieder auf die Beine geholfen hat, das möchte ich weitergeben.“ Der Werkstattrat besteht aus fünf gewählten Mitgliedern und ist ähnlich einem Betriebsrat bei bestimmten Abläufen beteiligt, etwa bei Bewerbungsgesprächen oder der Gestaltung von Veranstaltungen.
Martina Perbandt arbeitet seit über zwölf Jahren bei der Lebenshilfe, zurzeit in der Druckerei und Buchbinderei. Sie hat eine Lernschwierigkeit und begegnet im Alltag immer wieder Vorurteilen. „Als Kind wurde ich gemobbt, weil ich für einige Dinge viel länger brauche als die meisten. Ich beobachte immer wieder, wie Menschen mit Beeinträchtigung schief angeguckt werden, zum Beispiel wenn ich mit dem Bus fahre“, erzählt sie. „Viele Menschen haben Vorurteile, nur weil ich bei der Lebenshilfe arbeite.“ An ihrem Arbeitgeber schätzt sie die Gemeinschaft sehr: „Wir unterstützen uns gegenseitig – das finde ich gut.“
Marc Etzrodt, der eine kognitive Beeinträchtigung hat und im Rollstuhl sitzt, ist in der Tagesförderstätte tätig. Auch er stößt auf viele Hürden: „Ich telefoniere gern, aber dabei brauche ich Unterstützung. Auch bei Veranstaltungen komme ich oft mit dem Rollstuhl nicht mal rein“, berichtet er. Über die Lebenshilfe sagt er: „Hier habe ich eine Arbeit, für die ich gebraucht werde – das macht mir Spaß. Ich habe hier Freunde, mit denen ich mich gut verstehe.“
Alle drei sind sich einig: Menschen ohne Beeinträchtigung sollen ihnen auf Augenhöhe begegnen. Jonny Wagner formuliert es klar: „Wir wollen wertgeschätzt und gleichberechtigt behandelt werden. Es geht darum, einander zu verstehen.“ Auch Marc Etzrodt betont: „Andere Menschen sollen mir gegenüber fair sein, denn ich bin es auch. Wenn mir etwas nicht gleich gelingt, sollten die Leute verständnisvoll reagieren.“ Martina Perbandt ergänzt: „Mehr Respekt finde ich wichtig – und sich vielleicht einmal fragen: Welche Geschichte steckt hinter dem Menschen?“
Ihre Botschaft zum Protesttag: Nicht wegschauen, sondern offen aufeinander zugehen. Fragen stellen, zuhören – und Menschen mit Beeinträchtigung mit demselben Respekt begegnen wie allen anderen auch.
Foto: Lebenshilfe Goslar