Als in Wernigerode die Sonne aufgeht, schlägt die Polizei zu. Im Haus eines Rentners wird bei dem Großeinsatz ein beachtliches Waffenarsenal gefunden. Es geht um über 40 Lang- und Kurzwaffen, Munition und Schwarzpulver – ein Fall, der beispielhaft für eine Entwicklung steht, die zu wenig diskutiert wird. Alles wurde von der Polizei sichergestellt.
Die Razzia begann um 7 Uhr morgens – in Begleitung der Polizei: Mitarbeiter der Waffenbehörde. Die Aktion fand unter großer Aufmerksamkeit der Anwohner statt. Obwohl Deutschland sehr strenge Waffengesetze hat, kommen solche Waffenfunde immer wieder vor. Oft sind die Besitzer politisch motiviert und älteren Jahrgangs. In aller Regel werden die Arsenale aufgedeckt, weil Bürger anonyme Hinweise bei der Polizei einreichen.
Die Gründe für den Waffenbesitz sind vom Alter abhängig
Experten gehen in solchen Fällen von psychologischen Hintergründen aus. Während jüngere Waffenbesitzer (wenn sie keine Jäger oder Sportschützen sind), oft politisch radikalisiert sind, geht es bei den älteren eher um Nostalgie, den Sammlerwert und die historische Vergangenheit der Waffen. Insofern sind sie in den Augen dieser Leute in erster Linie kein Gewaltinstrument.
Das Problem dabei: Wenn die Waffen jahrelang nicht genutzt werden, Genehmigungen ablaufen oder die Aufbewahrung nicht an geänderte Rechtslagen angepasst wird, dann wird der Besitz der Waffen schnell illegal.
Bei extremistischen Bestrebungen müssen die Behörden wachsam sein
Bisher ist indes nicht bekannt, ob der 80-Jährige im Rahmen seines Waffenbesitzes einen Radikalisierungsprozess durchlaufen hat und extremistischem Gedankengut anhängt. Gerade wenn Extremismusbezug nachgewiesen wird, müssen die Behörden genau hinschauen.
Die Statistik spricht eine deutliche Sprache. Obwohl Waffenbesitz mit extremistischem Hintergrund eher die Ausnahme ist, steigen solche Fälle an und werden auch von den Medien stark thematisiert. In aller Regel sind die Betroffenen männlich, fortgeschrittenen Alters und ehemalige Jäger oder Waffensammler.
Waffenerwerb auf legale Weise hat in Deutschland hohe Hürden
Aufgabe der Behörden ist jetzt, das tatsächliche Risiko für die Allgemeinheit einzuschätzen. In solchen Fällen werden immer wieder Rufe nach Verschärfung des Waffenrechts laut. Allerdings ist es in Deutschland bereits kompliziert genug, legal an eine scharfe Waffe zu kommen. An die Interessenten werden hohe Anforderungen gestellt. Um einen Waffenerwerbsschein zu erhalten, müssen Antragsteller in Deutschland das 18. Lebensjahr vollendet haben, ihre waffenrechtliche Zuverlässigkeit und persönliche Eignung nachweisen, ihre Sachkunde im Umgang mit Waffen nachweisen und ein berechtigtes Bedürfnis für den Waffenbesitz glaubhaft machen.