Ursprünglich ist der Alkohol (arabisch „al khol“, was „Etwas Feines“ bedeutet) wohl seit der Mittelsteinzeit, also 10.000 v. Chr., bekannt und wurde im Harz eher zufällig entdeckt: Ich möchte mir vorstellen, wie ein Stamm unserer wilden, fellbedeckten und behaarteren Vorfahren durch den Harzer Urwald strich und sich am Honig gütig tat. Da gerade Hochsommer war und die Hitze den Honig ganz vergoren hatte, lernten die Wilden die Vorzüge des ersten Vollrauschs durch den Met kennen.
Ganz nebenbei ward hier sicher auch das Jodeln erfunden! Und, weil von den tüchtig Alkoholisierten niemand mehr im Stande war zu laufen oder zu stehen, sie bestenfalls noch gerade sitzen konnten, wurden sie eben sesshaft. Warum auch nicht? Nicht nur besoffen und nicht nur damals, fühlt sich im Harz manch Einer, wie im Paradies. Die Sesshaften jedenfalls, rodeten einen Teil des Waldes und begründeten erste Siedlungen – brauchte man doch vor allem im Winter warme Hütten, um den Suff auszuschlafen – wovon alle Orte mit der Endung …-rode ihren Namen haben. Wie man die ersten Äcker bestellte, sie aber dummerweise (wegen des reichlichen Met-Genusses) verpasste abzuernten – der römische Historiker Tacitus beschreibt in der Germania die ausschweifenden Gelage der Germanen – ward wiederum zufällig der Alkohol in gegorenen, also überreifen (Feld-)Früchten entdeckt. Das Bier wurde damit zu einem der ersten alkoholische Getränke aller Bevölkerungsschichten und Grundnahrungsmittel bis weit ins 19. Jahrhundert.
Gesund zu frühstücken hieß damals, für Erwachsene wie für Kinder, eine warme Biersuppe zu genießen, für die natürlich Dünnbier mit einem Alkoholgehalt von weniger als 2 % verwendet wurde. In Preußen war das Quatschbier beliebt: Zerquetschte Äpfel, die mit allerhand Gewürzen und freilich einem guten Maß Bier zu einem schmackhaften Brei verquirlt wurden. Ja, Bier galt als nahrhaftes und stärkendes Lebensmittel, das man trinken müsse, um gesund zu bleiben. Vom Wasser aus den Flüssen sollte man nämlich die Finger lassen, schwamm darin doch damals schon allerhand Unrat herum, weshalb bald in jeder Stadt Ausrufer durch die Gassen gingen und verlauten ließen: „Heute wird bekannt gemaket, daß keiner in die Bäche kacket. Morgen wird gebraut!“
Nach Carsten Kiehne: Sagenhafter Harz
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