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Mär­chen, Mythen und Sagen aus dem Harz: Die Ent­de­ckung der Bau­manns­höh­le

Noch vor dem gro­ßen Krieg, der die deut­schen Lan­de ver­wüs­ten soll­te, leb­te in Rübe­land ein Berg­mann mit Namen Fried­rich Bau­mann. Das war ein jun­ger, kräf­ti­ger Mann, und er streb­te danach, aus Dürf­tig­keit und Armut irgend­wann zu Wohl­stand und Anse­hen zu gelan­gen. Aber immer noch herrsch­te Man­gel im Haus­stand des jun­gen Berg­manns, und des­halb ver­fiel er auf die Idee, unter der Erde nach ver­bor­ge­nen Schät­zen zu suchen. Sein Vater, der vor eini­gen Jah­ren beim Ein­sturz eines Berg­wer­kes ums Leben gekom­men war, hat­te ihm des öfte­ren von den ver­bor­ge­nen Sil­beradern im Fels erzählt.

Tag um Tag, Woche um Woche schlich der Berg­mann ein­sam in den Fel­sen umher – und dann fand er im dich­tes­ten Gebüsch eine Fel­sen­spal­te! Er hat­te den Ein­gang zu einer Höh­le ent­deckt, die er auf eige­ne Faust erkun­den woll­te. So stieg er, aus­ge­rüs­tet mit sei­nem Gru­ben­licht, abends allein in den Berg. Um den Aus­gang wie­der­zu­fin­den, hin­ter­ließ er anfangs an den Wän­den Mar­kie­run­gen und stell­te von Mal zu Mal eine Fackel auf.

Dann ging es wei­ter, immer wei­ter hin­ein in das Höh­len­la­by­rinth. Noch brann­te sein Gru­ben­licht hell. In des­sen Licht­schein sah er Zau­ber­haf­tes: fun­keln­de Traum­wel­ten aus Stein und Was­ser – nach einer gewag­ten Klet­ter­par­tie erreich­te er eine beson­ders weit­läu­fi­ge Grot­te mit einem klei­nen See dar­in. Und über­all bemerk­te er glit­zern­de Zap­fen, die von den Höh­len­de­cken her­ab wuch­sen, oft meh­re­re Ellen lang – und vom Boden war­fen sie sich eben­so auf wie selt­sa­me Berg­geis­ter, Gno­me und Zwer­ge.

Über einen die­ser Zap­fen aber stol­per­te Bau­mann, und sein so uner­setz­li­ches Gru­ben­licht erlosch. Die Fackeln waren längst nie­der­ge­brannt – undurch­dring­li­che Fins­ter­nis umgab ihn. Wo waren die ein­ge­schla­ge­nen Zei­chen an den Wän­den? Als Blin­der tas­te­te er sich mit Hän­den und Füßen durch die Gän­ge, änder­te die Rich­tung, und wie­der, und blieb irgend­wann erschöpft lie­gen.

Wie­der auf­wa­chend, tas­te­te er sich wei­ter. War es ein neu­er Tag? Den Brot­kan­ten hat­te er schon längst ver­zehrt, und nun began­nen ihn der Mut und die Kraft zu ver­las­sen. Doch immer wei­ter quäl­te er sich in den Schlün­den der Höh­le. Als er erneut ein­schlief, sah er sich im Traum als Bub mit sei­nem Vater zur hei­mat­li­chen Hüt­te wan­dern, aber als er auf­wach­te, war­te­te er auf Gevat­ter Tod. Für jedes wei­te­re Suchen fehl­te ihm die Kraft.

Da, von fern, ein schwa­cher Licht­strahl! Mit letz­ter Kraft schlepp­te sich der Berg­mann dar­auf zu und kroch durch die schma­le Fels­spal­te zurück in die Ober­welt. Fried­richs Freun­de fan­den den zu Tode Geschwäch­ten ohn­mäch­tig vor dem Höh­len­ein­gang und brach­ten ihn zur Mut­ter in die hei­mat­li­che Hüt­te. Nach wei­te­ren drei Tagen kam der Tod zu Fried­rich Bau­mann. Aber zuvor wach­te der Berg­mann noch ein­mal aus sei­nen wir­ren Träu­men auf, und er erzähl­te in sto­cken­den, doch kla­ren Wor­ten von den Merk­wür­dig­kei­ten, die er gese­hen.

Die Glo­cken läu­te­ten, das Grab wur­de geschau­felt – aber in der Höh­le fand man alles so vor, wie es der Berg­mann in sei­nen letz­ten Wor­ten beschrie­ben hat­te. Ein spä­te­rer Besu­cher soll sogar eine Schatz­tru­he in der Höh­le gese­hen haben. Aber die wur­de von einem fürch­ter­li­chen schwar­zen Hund bewacht – mit glü­hend rol­len­den Augen und einem Wolfs­ge­biss.

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