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Mär­chen, Mythen und Sagen aus dem Harz: Die Brun­hil­des­grot­te im Bode­tal

Einst zogen nur von schwar­zen, leich­ten Män­teln umhüllt, sechs Män­ner den Hügel hin­auf. Der Gehörn­te, der Sieb­te, fast nackend, schritt stolz in ihrer Mit­te. Die spit­zen Stei­ne des Weges und die Käl­te spür­ten ihre nack­ten Füße kaum. Zu sehr war ihr Geist kon­zen­triert, auf das was fol­gen soll­te. Fackeln brann­ten in ihren Hän­den, nur der Sieb­te trug einen Kranz für sei­ne Liebs­te. Und die Liebs­te, ganz in wei­ßes Lein gehüllt, sie war­te­te vorm Mühl­stein, mit zitt­ri­gen Knien und feuch­ten Hän­den. Ihr wal­len­des, licht­gol­de­nes Haar vom Gugel bedeckt und ihre blau­en Augen trän­ten vor freu­di­ger Erwar­tung. Zwei Die­ne­rin­nen des Wal­des, grün gewan­det, mit hel­lem Blick und feu­er­ro­tem lan­gen Haar, beglei­te­ten sie zu ihrem Hohen Fest. Die Sech­se mit den Fackeln bil­de­ten dann um die Grot­te der Brun­hil­de einen hei­li­gen Kreis, mys­tisch, ver­zau­bernd, mute­te die­ser Ritus an und selbst die wil­den Tie­re stock­ten und reck­ten ihre Häl­se, um eben jenen Moment nicht zu ver­pas­sen.

Der Gehörn­te schritt nun allein sei­ner Liebs­ten ent­ge­gen, in gehei­lig­ter Stil­le, mit fes­tem Schritt doch mit beben­dem Her­zen; ließ sich vor ihr auf die Knie sin­ken und war­te­te auf ihren segen­rei­chen Kuss. Den Kuss der Einen, die er Köni­gin nennt. Und wie sie sich hin­un­ter­beugt, sei­nen Kopf in ihre zar­ten Hän­de nimmt und ihn küsst, da wei­nen Bei­de vor Glück. Und wie er hoch­stand, da gab sie ihr Haar dem Win­de frei und ließ sich von ihm krö­nen. Mehr bedurf­te es nicht … eine Ver­bin­dung in Her­zens­freu­de und Trä­nen geschmie­det. Die Hüte­rin­nen des Wal­des wand­ten sich ab, spür­ten sie doch, dass die Lie­be des Gehörn­ten tief und rein genug sei, um eine der Ihren her­zu­ge­ben. Der Mühl­stein lag für den ers­ten Akt frei, bedeckt von 21 Schaf­fel­len, schien er die Lie­ben­den zu rufen: “Es ist eure Zeit — ver­bin­det eure See­len, wie es die Alten vor euch seit tau­send Jah­ren erzäh­len!” Und die Bei­den? Sie lie­ßen sich nicht lan­ge rufen …!

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