Überhalb des Dreibrodetals bei St. Andreasberg liegen drei große wie von Riesenhand übereinander getürmte Granitblöcke. Himmelhohe finstere Fichten ließen einst kein Sonnenlicht an an diesen Flecken Erde, ganz so, als wollten sie ein uraltes Geheimnis hüten. Unter den DREIBRODE-Steinen soll die “schwarze Kathrin” wohnen, sie ist der große Spukgeist. Andere sagen, es wäre Frau Holle persönlich, die nächtlich um ihren Liebsten weint und Reisenden auf die Schulter huckt.
Derjenige, der so töricht wäre, hier vorbeizukommen, müsse sie dann tragen, wohin sie wolle. Wie die Dreibrodesteine entstanden, erzählt diese alte Geschichte: Damals war der Oberharz noch nicht bewohnt. Nur nach Erzen schürfende Bergleute traf man in den tiefen und finsteren Wäldern und Felsklüften. In den ersten Hütten, die sich um die Berkwerke von St. Andreasberg bildeten, lebte eine alte, geizige Frau, die man als Zauberin fürchtete und mied. Eines Tages kam die Alte durch den Wald, mit drei großen Broten in ihrer Kiepe. In einem Tal, das später Dreibrodetal heißen sollte, hörte sie ein Wehklagen und ‑schreien und fand einen völlig entkräfteten Bergburschen, der hier beim Erz suchen verunfallte. Der junge Mann sah nun das alte Weib, fasste neuen Mut und bat sie um ein Stück Brot.
Die geizige Alte dachte jedoch nicht daran, etwas abzugeben, sondern begann im Gegenteil damit, furchtbarste Flüche und Verwünschungen auf den Armen niederregnen zu lassen: “Meine drei Brote sollen eher zu Stein werden, als das ich dir ein Stückchen abgebe!” Nur wenige Minuten später, war der Bergbursche dahin geschieden, was die Alte wenig störte, war es ihr doch dadurch möglich, sich an den Habseligkeiten des Dümmlings zu erfreuen. Den Frosch und das Gezähe könne sie gut in St. Andreasberg an den Mann bringen, meinte sie und ging, den Leichnam ausgeraubt und sich selbst überlassend, heiter ihres Weges. Doch der rechte Lohn des Himmels sollte nicht lange auf sich warten lassen. Bald schon wurden ihre Schritte langsamer unter der Last ihrer Flüche, denn die Brote verwandelten sich wirklich zu Stein. Ins Riesenhafte wuchsen sie an und taten es der Kraft ihrer Verwünschungen gleich. Durch das immer schwerere Gewicht ward die Alte allmählich ins Moor gedrückt und, wie sie es auch versuchte, sie bekam die Kiepe nicht vom Rücken. Kein Wehklagen und um Hilfe schreien half der Hexe da. Sie wurde für immer unter den Steinbroten begraben.
HarzNews mit Carsten Kiehne