Halberstadt (red). Das Harzer Löschflugzeug war 2023 und 2024 der gelbleuchtende Medienstar am Himmel über dem Harz, Brandenburg und Niedersachsen, wenn Feuerwehren in unwegsamen Gelände Luftunterstützung beim Löschen von Bränden dringend nötig hatten. Wenn heute die Sonne untergeht, endet mit der aktuellen Waldbrandsaison auch ein einzigartiges Kapitel in der jüngsten Feuerwehrgeschichte im Landkreis Harz. Landrat Thomas Balcerowski spricht von einer erfolgreichen „Pilotphase“. Der folgt ab 1. April 2025 eine vierjährige Vertragsphase. Aktuell bereite der Landkreis Harz die Ausschreibung vor.
Am 1. Oktober hebt die Hexe 1, wie die Harzer Feuerwehren den Single Engine Air Tanker schon vor über einem Jahr liebevoll tauften, nach insgesamt zwölf Monaten Dienstzeit von seiner Basis auf dem Flugplatz Ballenstedt ab. Dort hatte Pilot Maciej Lewandowski die Dromader PZL M18 B von „Mieleckie Zakłady Lotnicze“ (MZL) am 30. März 2023 zum ersten Mal unter dem Jubel vieler Schaulustiger gelandet. Am 30. September 2024 endet nach zwei Jahren der Dienstleistungsvertrag mit MZL.
„Im Landkreis Harz hat am 1. April 2023 mit dem Löschflugzeug ein neues Zeitalter bei der Bekämpfung von Waldbränden begonnen“, erinnert der Landrat. „Als erste kommunale Einrichtung bundesweit haben wir ein kommerzielles Unternehmen für die Brandbekämpfung aus der Luft gebunden.“ Die im Eindruck der Brandkatastrophe am 22. September 2022 vom Harzer Kreistag getroffene Grundsatzentscheidung habe sich in den vergangenen zwei Jahren immer wieder als richtig erwiesen, so Thomas Balcerowski. „Mit dieser Lebensversicherung, die die Bekämpfung von Wald- und Vegetationsbränden aus der Luft schneller und gezielter möglich machte, wurden auch die Gefahren für die Einsatzkräfte der Feuerwehren am Boden gemindert.“ Dieser entscheidende Zeitvorteil sei nicht zuletzt auch das Ergebnis der unbürokratischen Anforderung von „Florian Harz 25“ über die Integrierte Rettungsleitstelle des Landkreises Harz. „Wir haben mit der Hexe 1 die Diskussion um Löschflugzeuge in Deutschland auf ein neues Niveau gehoben“, so der Landrat.
„Das hat uns niemand zugetraut“, sagt Ordnungsdezernent Thomas Golinowski bei der Verabschiedung der polnischer Flieger-Crew auf dem Flugplatz Ballenstedt. Von der Ausschreibung – es gab Anfang 2023 Anfragen von Interessenten aus der ganzen Welt, bis zur Ausbildung von mehr als 200 Feuerwehrmännern als Flughelfer habe der Landkreis Harz in vielen Gebieten Neuland betreten und Skeptiker in zahlreichen Einsätze eines Besseren belehrt. „Wir konnten hier mit der Hexe 1 eine Erfolgsgeschichte schreiben.“
Das Löschflugzeug vom Typ Dromader PZL M18 B war in der ersten Waldbrandsaison 2023 sechsmal im Einsatz – auch in Brandenburg und Niedersachsen. Anfang Mai 2024 folgten weitere zwei Einsätze, darunter einer am Königsberg auf dem Brocken. „Wenn wir schnell sind, haben wir schnelle Erfolge“, erklärte Golinowski und dankt zugleich auch der polnischen Flugzeug-Crew.
„Von vielen wird der Landkreis Harz trotz der eindrucksvollen Schlagkraft unseres Löschflugzeuges selbst am Ende dieser zweiten Saison immer noch als Exot belächelt“, bedauert der Harzer Kreisbrandmeister Lohse. Einzig der Landkreis Mansfeld-Südharz habe sich über eine Kooperation am Harzer Feuerflieger beteiligt. „Wir haben seit den ersten Einsätzen 2023 in Teltow eine Unmenge dazugelernt, von der Ausbildung bis zu taktischen Überlegungen“, hebt Kreisbrandmeister Lohse hervor. Er sei stolz auf diese kleine und schlagfertige Löschflugzeug-Flotte.
„Schnelles Aufspüren und schnelles Draufhauen aus der Luft und unsere Bodenkräfte machen den Rest. Das ist das Erfolgsrezept, mit dem der Harz wie zuletzt am Brocken selbst in unwegsamem und nicht ungefährlichem Gelände, bundesweit beachtet die zweijährige Löschflugzeug-Premiere in Deutschland als Erfolgsstory in Stein gemeißelt hat“, erklärt er.
Der jüngste Großbrand am Brocken habe bewiesen: Mit dem Zusammenspiel am Boden und in der Luft, der sich der Harzkreis seit 2023 verschrieben hat, lassen sich Brände effektiver bekämpfen. Lohse sagt: „Das gab es bundesweit noch nie: Am Brocken hatten wir zweitgleich fünf Hubschrauber von Bundeswehr und Landespolizei sowie vier Flächenflugzeuge, die im Minutentakt Wasser über der Brandstelle abwarfen!“
Allein für die Hexe 1 bedeutet der am 6. September am Königsberg ausgebrochene Brand eine reine Einsatzzeit von 23 Stunden und den Abwurf von mehr als 250 000 Liter Wasser über der unwegsamen Brandstelle. Pilot Maciej Lewandowski war mit der Dromadar in rekordverdächtigen 45 Minuten nach der Erstmeldung der Brandes mit einer ersten Wasserfracht über dem Brocken, erinnert Lohse.
111 Stunden war „Florian Harz 25“ seit 1. April 2023 insgesamt bei Einsätzen in der Luft. Dabei entfallen allein etwa 78 Stunden auf beide Löscheinsätze auf dem Truppenübungsplatz im brandenburgischen
Jüterbog in der ersten Juniwoche 2023.
Für MZL-Pilot Lewandowski war der Brockenbrand Anfang September 2024 ein besonderes Erlebnis, weil dort so viele verschiedene Luftfahrzeuge koordiniert werden mussten, das sei selten. „Ich danke allen für die perfekte Zusammenarbeit und dem Landkreis Harz für den Mut, als erster bundesweit diesen ersten Schritt mit einem Löschflugzeug zu gehen“, so Lewandowski und ergänzt „Wir fanden hier Freunde.“