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Kaum Regen: Anhal­ten­de Tro­cken­heit macht Auf­fors­tung im Harz zur Her­aus­for­de­rung

Auf dem gesam­ten Bro­cken­mas­siv und in den Hoch­la­gen zeigt sich ein Jam­mer­bild: Groß­flä­chi­ge Area­le mit abge­stor­be­nen Fich­ten wohin das Auge blickt. Aus die­sem Grund trei­ben die Forst­äm­ter den Wald­um­bau aktiv vor­an, damit auf den trost­lo­sen Kahl­flä­chen schnell wie­der jun­ge Bäu­me wach­sen kön­nen. Dies ist aller­dings kein harz-typi­sches Phä­no­men: Auf dem gan­zen Glo­bus sind Wäl­der von die­sen Ver­än­de­run­gen betrof­fen.

Har­zer Wald litt jahr­zehn­te­lang an „Über­nut­zung“

Das Land­schafts­bild des Har­zes war über Jahr­hun­der­te durch Fich­ten­mo­no­kul­tu­ren geprägt. Seit eini­gen Jahr­zehn­ten ist sie im Wan­del. Als schnell­wach­sen­des Holz für den Berg­bau und für die Holz­wirt­schaft wur­de die Fich­te auch in Höhen­la­gen ange­pflanzt. Dort ist sie eigent­lich nicht hei­misch. Nach dem Krieg wur­de wei­te­res Holz für den Wie­der­auf­bau, zum Hei­zen und auch für einen Teil der Repa­ra­ti­ons­zah­lun­gen benö­tigt. Die Fol­ge: Eine star­ke Über­nut­zung der Wäl­der seit den 1930er Jah­ren bis etwa 1950.

Allein in Nie­der­sach­sen ent­stan­den ca. 140.000 ha Kahl­flä­chen im Wald. Um die­se wie­der auf­zu­fors­ten, bedurf­te es gro­ßer Bemü­hun­gen der Forst­leu­te und der soge­nann­ten „Kul­tur­frau­en“. Ihre Anstren­gung wur­de mit einer spe­zi­el­len Prä­gung des dama­li­gen west­deut­schen 50-Pfen­nig-Stücks geehrt. Es bil­de­te eine knie­en­de Frau ab, die eine Eiche pflanzt.

Bor­ken­kä­fer: Der Genick­bruch für den Fich­ten­be­stand im Harz

Der Bor­ken­kä­fer gilt als wesent­li­cher Aus­lö­ser für das Fich­ten­ster­ben. Gesun­de Bäu­me sind grund­sätz­lich in der Lage, sich mit Harz gegen die Käfer weh­ren. Das gilt aller­dings nicht für geschwäch­te Fich­ten. Die tro­cke­nen Som­mer seit 2018 und beglei­ten­de Stür­me haben die Vor­ar­beit für das Zer­stö­rungs­werk der Bor­ken­kä­fer geleis­tet. Jetzt sind die Fich­ten­be­stän­de so extrem geschwächt, dass ein Befall mit die­sen Fol­gen nicht zu ver­mei­den war.

Bereits eine klei­ne Anzahl an Bor­ken­kä­fern reicht, um das Fich­ten­ster­ben aus­zu­lö­sen. Bei guten Vor­aus­set­zun­gen ver­meh­ren sie sich explo­si­ons­ar­tig. Ein Bor­ken­kä­fer­weib­chen pro­du­ziert in war­men, tro­cke­nen Jah­ren über meh­re­re Gene­ra­tio­nen bis zu 200.000 Nach­kom­men im Jahr. Dies führt zu einer unkon­trol­lier­ba­ren Aus­brei­tung. Indes sind nicht nur Fich­ten vom Baum­ster­ben betrof­fen. Auch Laub­bäu­me wie Buchen oder Eschen sind beson­ders im Süd­harz anzu­tref­fen. Sie sind auf­grund der Tro­cken­heit eben­so anfäl­lig für Para­si­ten.

Auf­fors­tung: Jun­ge Bäu­me haben nicht genug Was­ser – 105 Mil­lio­nen Euro Inves­ti­tio­nen geplant

Und das ist das Kern­pro­blem: In den ver­gan­ge­nen Mona­ten gab es kaum Nie­der­schlä­ge — und die Tro­cken­heit macht die Auf­fors­tung zur Her­aus­for­de­rung: An den Stel­len, wo mit viel Auf­wand gepflanzt wird, fehlt den jun­gen Bäu­men nun Was­ser.

Die Ver­ant­wort­li­chen set­zen gro­ße Hoff­nun­gen in die jun­gen Bäu­me: Zudem will die Poli­tik mas­siv Geld in die Wie­der­be­wal­dung ste­cken: In den kom­men­den zehn Jah­ren plant das Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um eine Finanz­sprit­ze von 105 Mil­lio­nen Euro. Die Fich­ten spie­len dabei eine zweit­ran­gi­ge Rol­le. Der Plan: Es sol­len kli­ma­re­si­li­en­te­re Misch- und Laub­wäl­der ent­ste­hen.

Bäu­me müss­ten künf­tig 40 Grad im Som­mer und Minus 20 Grad im Win­ter aus­hal­ten. Eini­ge Sor­ten kön­nen aber mit den Wet­ter­ex­tre­men gut umge­hen: Spitz­ahorn, Vogel­kir­sche, Eber­eschen, Hasel­sträu­cher etwa haben ver­gan­ge­ne Tro­cken­heits­wel­len nahe­zu pro­blem­los über­stan­den, so das Minis­te­ri­um.

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