Katharina Fritsch wird mit dem Kaiserring der Stadt Goslar 2025 ausgezeichnet. Die Künstlerin aus Essen gehört zu den prägenden Stimmen der zeitgenössischen Bildhauerei. Ihre oft überlebensgroßen, monochromen Skulpturen oszillieren zwischen Alltagsgegenständen und surrealen Erscheinungen. Die Preisverleihung fand am 11. Oktober in der Kaiserpfalz Goslar statt. Im Anschluss wurde die von der Künstlerin selbst kuratierte Ausstellung im Mönchehaus Museum eröffnet.
Fritsch, Jahrgang 1956, war bereits in den 1980er-Jahren Teil der einflussreichen Düsseldorfer Kunstszene. Internationale Aufmerksamkeit erlangte sie mit Werken wie dem „Elefanten“ von 1987 oder der gelben Lourdes-Madonna, die bei den Skulptur Projekten Münster kontroverse Reaktionen hervorrief. Ihre Arbeiten greifen bekannte Formen auf, verfremden diese aber durch Maßstabsverschiebung, Farbwahl und Material. Bekannte Figuren wie Madonnen, Tiere oder Menschen wirken in ihren Installationen zugleich vertraut und irritierend.
Skulpturen mit doppeltem Boden
Typisch für Fritschs Werke ist die Gleichzeitigkeit von Nähe und Distanz. Ob „Rattenkönig“, „Tischgesellschaft“ oder „Mann und Maus“ – die Arbeiten verunsichern, stellen Geschlechterrollen, Machtverhältnisse und gesellschaftliche Normen infrage. Viele ihrer Skulpturen scheinen Alltagsbezüge zu haben, sind aber durch ihre Inszenierung und Farbgebung entrückt. Mit hoher technischer Präzision schafft Fritsch Installationen, die sich einer eindeutigen Deutung entziehen.
In der Laudatio hob Prof. Dr. Marion Ackermann, Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, hervor, wie die Künstlerin Form, Farbe und Raum zu intensiven Erfahrungen verdichtet. Fritsch nutze moderne Fertigungstechniken ebenso wie klassisches Handwerk. Auch in der Farbgestaltung legt sie besonderen Wert auf eigene Pigmentmischungen, die ihren Werken eine charakteristische Leuchtkraft verleihen.
Ausstellung im Mönchehaus Museum
Die begleitende Ausstellung läuft bis zum 18. Januar 2026. Sie zeigt elf Skulpturen und 20 Siebdrucke und bietet einen Überblick über das Werk der Kaiserringträgerin. Mit Arbeiten wie dem blauen Hahn, der 2013 auf dem Trafalgar Square für Aufsehen sorgte, oder der schwarzen Muschel von 2024 verweist Fritsch immer wieder auf gesellschaftliche und kulturelle Bedeutungen von Formen und Symbolen.
Der Kaiserring wird seit 1975 jährlich an herausragende Positionen der Gegenwartskunst verliehen. Mit Katharina Fritsch erhält im Jubiläumsjahr eine Künstlerin die Auszeichnung, deren Werk international hohe Anerkennung findet. Unterstützt wird die Ausstellung durch die Volkswagen Group, die das Engagement für zeitgenössische Kunst als wichtigen Teil ihres Kulturprogramms versteht.
Foto: Janna Grak