Die Pleitewelle rollt durch Deutschland und trifft besonders mittelständische Betriebe mit voller Wucht. 11.900 Insolvenzen im ersten Halbjahr bedeuten einen Zehn-Jahres-Höchststand. Laut Creditreform markiert dies einen Anstieg um 9,4 Prozent. Abgesehen von einzelnen Ausnahmen steckt die Wirtschaft weiterhin tief in einer Strukturkrise. Die schwache Nachfrage, steigende Kosten und Unsicherheit belasten Unternehmen massiv .
Von der Pleitewelle betroffen sind vor allem Firmen mit bis zu 250 Mitarbeitern. Insolvenzgefährdet sind besonders gefährdet sind Unternehmen, deren Rücklagen aufgebraucht sind und deren Kreditlinien nicht mehr verlängert werden. In diesem Bereich steigen die Insolvenzen überdurchschnittlich stark an, teils um 17 Prozent. Selbst bekannte Marken wie Gerry Weber oder Lilium mussten kürzlich aufgeben.
Insolvenzwelle gefährdet tausende von Arbeitsplätzen – mit massivem Schaden für die Wirtschaft
Die Entwicklung bringt einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden mit sich: Creditreform beziffert die Forderungsausfälle im ersten Halbjahr auf 33,4 Milliarden Euro. Mehr als 90 Prozent der Gläubiger verlieren dabei große Teile ihres Geldes. Parallel steigt die Zahl gefährdeter Arbeitsplätze auf rund 141.000 – ein Plus von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Auch das verarbeitende Gewerbe ist besonders stark von der Pleitewelle betroffen.
Dieser Sektor verzeichnet mit 17,5 Prozent den stärksten Anstieg bei den Insolvenzen. Im Handel liegt die Zunahme bei fast 14 Prozent – auch wegen Kaufzurückhaltung und harter Konkurrenz im Online-Bereich. Während das Baugewerbe nur leicht steigende Zahlen meldet, erreicht die Insolvenzquote dort dennoch ein Zehn-Jahres-Hoch.
Auch der Dienstleistungssektor hat stark zu kämpfen. Mit einem Anteil von 58,5 Prozent bestimmt er weiterhin die Insolvenzentwicklung. Maschinenbau und Automobilindustrie geraten zunehmend unter Druck. Kostenexplosionen bei Energie und Rohstoffen, schwache Auftragslage und fehlende Finanzierungsmöglichkeiten belasten die Unternehmen.
Auch die deutsche Automobilindustrie kommt nicht aus dem Krisenmodus heraus
Der Wandel zur Elektromobilität verschärft die Probleme der Branche. Konsolidierung und Anpassungsdruck gelten als zentrale Herausforderungen. Eine Studie des Kreditversicherers Atradius prognostiziert für 2025 und 2026 weitere Produktionseinbrüche, Werksschließungen und Entlassungen. „Deutschlands Autobranche hat die Talsohle noch nicht erreicht“, so die Studie.
Rücklagen schrumpfen, Vier-Tage-Wochen oder Lohnverzicht reichen nicht mehr aus. Werksschließungen erscheinen unausweichlich. Vor allem Zulieferer melden zunehmende Zahlungsverzögerungen, sinkende Margen und Insolvenzen in wichtigen Märkten wie Deutschland, Italien und Großbritannien.
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