In Halberstadt wird der Alltag in den Sommerferien für einige Tage auf den Kopf gestellt: Vom 15. bis 17. Juli verwandelt sich der Hort der Grundschule Anne Frank jeden Vormittag in die Kinderstadt Horthausen. Das Projekt, das bereits in früheren Jahren auf große Resonanz stieß, ist eine Kooperation der Horte Anne Frank, Spiegelhort, Miriam Lundner und Goethe-Hort. Auf Initiative der Kinder wurde Horthausen nun wiederbelebt – mit neuen Ideen, aber demselben Konzept.
Drei Stunden täglich übernehmen Kinder dort das Ruder. Ob im Einwohnermeldeamt, bei der Polizei, in der Bank, im Supermarkt, in der Tischlerei oder sogar im Massagestudio – die jungen „Bürgerinnen und Bürger“ lernen Berufe kennen, verdienen ihr eigenes Geld und erleben hautnah, wie eine Gesellschaft funktioniert. Der Einstieg erfolgt jeden Tag im Einwohnermeldeamt, wo die Kinder einen Ausweis mit Beruf und Verdienst erhalten. Die Jobverteilung richtet sich nach dem aktuellen Bedarf, sodass auch Flexibilität und Eigeninitiative gefragt sind.
Spielerisch Verantwortung übernehmen
Besonders beliebt sind die gut bezahlten Jobs bei der Polizei, in der Bank oder bei der Müllabfuhr. Andere Kinder wählen ihren Beruf nach Interessen – etwa im Kreativ-Lädchen, in der Tischlerei oder beim Fußballtraining mit dem VfB Germania. Auch eine eigene Pressestelle gehört zur Mini-Stadt. Hier berichten kleine Reporterinnen und Reporter über das Geschehen und veröffentlichen ihre Artikel an einer zentralen News-Wand.
Bezahlt wird in Horthausen mit Annetalern. Gespart werden darf bewusst nicht – die Kinder sollen ihr Geld ausgeben, sich belohnen und den Wert von Konsum und Freizeit erleben. „Die Kinder wachsen mit ihren Aufgaben, haben Spaß und übernehmen Verantwortung – das ist großartig zu sehen“, betont Frau Otto, Leiterin des Goethe-Horts.
Ein Projekt mit pädagogischer Tiefe
Horthausen ist mehr als ein unterhaltsames Ferienangebot. Es ist ein pädagogisch fundiertes Projekt, das Selbstständigkeit, Kreativität und soziale Kompetenzen fördert. Kinder erfahren spielerisch, wie Strukturen funktionieren, und dürfen sich ausprobieren – in einem sicheren, begleiteten Rahmen.
Fotos: Stadt Halberstadt / Jeannette Schroeder
Video: Youtube-Shorts zur Kinderstadt