Der Förderverein Schloss Herzberg hatte zu einem Schlossvortrag zur Geschichte in unserer Region Frau Dr. Pischke vom Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte der Universität Göttingen eingeladen. In ihrem Vortrag zu den Königen, die im frühen Mittelalter regiert haben, schaffte es die Referentin gekonnt, Spuren, die die Herrscher in unserer Region hinterlassen haben, aufzuzeigen. Deutsche Könige wurden von den Fürsten gewählt. Ihre Herrschaft übten sie aus, indem sie ihr Land bereisten und dort in den jeweiligen Pfalzen und Burgen tagten und Verträge schlossen. Oft führten sie auch Kriege gegen abtrünnige Fürsten oder Gegenkönige. So war es zum Beispiel Karl der Große, der 772 damit begann, Sachsen bis 804 zu erobern. Dazu benötigte er 12 Kriegszüge, die zum Beispiel über Hildesheim führten.
Die Referentin stellte die in der Zeit bis Mitte des 13. Jahrhunderts herrschenden Könige aus der Linie der Karolinger, Ottonen, Salier, Süpplenburger, Staufer und Welfen und ihre Schauplätze in unserer Region vor. Einer dieser Orte war die Pfalz Pöhlde, in der die Könige oft zu Weihnachten weilten, aber auch Rechtsgeschäfte abschlossen und Urkunden ausstellten. So stellte Heinrich I. 929 in der Pfalz Pöhlde eine Urkunde aus, in der er seiner Gamahlin Witwengüter übertrug. Aktuelle Forschungen ergaben 2019, dass diese Urkunde eine Fälschung aus späterer Zeit war. Im Machtkampf wurde 1002 Ekkehard von Meißen, der sich um die Königskrone beworben hatte, in Pöhlde ermordet.
Neben Pöhlde spielten Gandersheim, Grone, Werla, Goslar, Königslutter, Memleben, Harzburg und viele weitere Orte in unserer Region eine bedeutende Rolle in der Regentschaft der verschiedenen Könige. In diese Zeit fiel auch 1158 der Besitztausch zwischen Heinrich dem Löwen und Friedrich Barbarossa, bei dem Heinrich der Löwe die Burgen Herzberg und Scharzfels sowie Hof Pöhlde gegen gegen Güter seiner Frau Clementia von Zähringen in Badenweiler eintauschte. Auf Otto IV. geht in Osterode das Kloster St. Jakobi zurück, dessen Ursprung die 1217 von Otto gestiftete Kirche war.
Die Referentin ging dann auch auf weitere Aufenthaltsorte der Könige in unserer Region wie Katlenburg und Gieboldehausen ein, warf eine Blick auf Grablegungen der Könige in Königslutter oder Braunschweig sowie auf Grabungen, bei denen wie in Werla alte Burgmauern wieder sichtbar wurden oder wie in Pöhlde die Grundmauer der Pfalz mit Steinabdeckungen heute zu sehen sind. Immer wieder nutzte Frau Dr. Pischke Fragen aus dem Publikum, um geschichtliche Zusammenhänge gekonnt zu erklären.
Foto: Förderverein Schloss Herzberg e.V.