Es geht um Betrug im ganz großen Stil: Sechs Beschuldigte aus dem Raum Goslar stehen unter dem dringenden Verdacht, staatliche Corona-Finanzhilfen in Millionenhöhe erschlichen zu haben. Zudem steht der Vorwurf der Insolvenzverschleppung im Raum.
Bei mehreren Razzien hat das Landeskriminalamt Niedersachsen insgesamt zwölf Wohnungen und Gewerbeobjekte in Niedersachsen, Hamburg und Sachsen-Anhalt durchsucht. Ein Großteil der Objekte befindet sich im Harzkreis. Die Razzien wurden von der zuständigen Staatsanwaltschaft Braunschweig angeordnet. Die Unternehmen, die Gegenstand der Vorwürfe sind, haben ihren Sitz in Liebenburg im Landkreis Goslar.
Razzien konzentrieren sich auf die Geschäftsräume der Beschuldigten – Zwei Hauptverdächtige im Visier der Fahnder
Wie unterdessen aus Ermittlerkreisen bekannt wurde, hat die Polizei neben Computern und Laptops, die als „digitale Beweismittel“ gelten, auch einen Porsche Panamera sichergestellt. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilt, geschah dies zum Zweck der „Vermögensabschöpfung“. Zudem wurde eine große Anzahl an Firmenunterlagen beschlagnahmt.
Die Ermittlungen erstrecken sich neben Goslar auch auf Salzgitter, Hannover, Bernburg/Saale, Langenhagen, Buchholz in der Nordheide, Münster und Sögel.
Hauptbeschuldigte kommen aus der Speditionsbranche – 3,5 Millionen Euro erschlichen
Bei den beiden Beschuldigten handelt es sich nach Aussage der Ermittler um einen 40-jährigen Mann und eine 56-jährige Frau, die in einer „familiären Beziehung“ zueinander stehen sollen. Sie hatten offenbar mehrere Speditionsunternehmen geführt. Der Mann soll – so der Vorwurf – zwischen 2020 und 2021 für fünf Speditionsfirmen sogenannte Schnellkredite über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragt und erhalten haben. Diese Schnellkredite wurden im Volksmund als „Corona-Hilfen“ bekannt, um die wirtschaftlichen Folgen der Lockdowns abzufedern.
Der Mann soll die Anträge mit falschen Angaben gestellt und dabei jeweils die Höchstbeträge beantragt haben. So konnten an ihn Unterstützungshilfen in Höhe von 3,5 Millionen Euro ausgezahlt werden. Genauso wie seine mitbeschuldigte Verwandte habe er diese Hilfen dann „zweckwidrig“ im Unternehmen verwendet.
Unterdessen dauern die Ermittlungen an. Es ist davon auszugehen, dass die Staatsanwaltschaft Anklage erheben wird, sobald alle Beweismittel ausgewertet sind.
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