Die Situation in Kindertagesstätten (Kitas) im Harz – wie auch in weiten Teilen Deutschlands – ist zunehmend kritisch: Die Gewerkschaft Verdi schlägt Alarm vor einem drohenden Fachkraftverlust, der nicht nur die Qualität der frühkindlichen Bildung gefährdet, sondern auch erhebliche soziale und ökonomische Folgen mit sich bringt.
Die Warnung von Verdi vor einem Fachkraftverlust in Kitas im Harz ist ein Alarmsignal: Es ist noch nicht zu spät, gegenzusteuern, aber erforderlich ist schnelles, entschlossenes Handeln. Qualität in der frühkindlichen Bildung darf nicht als Luxus gelten, sondern ist eine zentrale Investition in die Zukunft – für Kinder, für Eltern und für die Gesellschaft insgesamt. Werden die Rahmenbedingungen nicht verbessert, droht nicht nur ein Rückgang der Betreuungsqualität, sondern auch eine langfristige Schwächung sozialer Chancengleichheit.
Es wird an der Qualität gespart: Geringer qualifiziertes Personal nimmt zu
Verdi beobachtet, dass in Kitas vermehrt geringer qualifiziertes Personal, Lehrlinge oder Quereinsteiger eingesetzt werden, um Personalengpässe zu überbrücken. Damit sinkt die sogenannte Fachkraftquote – also der Anteil der Mitarbeitenden mit einer pädagogischen Fachausbildung. Dieser Trend wird als Deprofessionalisierung bezeichnet.
Viele Kommunen, zu denen auch die Städte und Gemeinden im Harz gehören, stehen unter finanziellem Druck. Fehlende Mittel führen dazu, dass nicht ausreichend ausgebildete Kräfte engagiert werden, da hochqualifizierte Fachkräfte teurer sind. Teilweise liegen auch neue gesetzliche Regelungen vor, denen zufolge der Einsatz von arenso genanntem „Unterstützungspersonal“ oder weniger qualifizierter Arbeit erleichtert wird.
Gesellschaftliche Erwartungen und Überlastung des Personals prallen aufeinander
Die verbleibenden Fachkräfte sind oft überlastet: wegen hoher Gruppengrößen, großer Verantwortung, Vor- und Nachbereitungszeiten, Krankheit und häufigem Wechsel des Personals. Diese Belastungen führen zu gesundheitlichen Problemen, Unzufriedenheit im Beruf und dazu, dass Fachkräfte den Beruf verlassen oder ihre Arbeitszeit reduzieren.
Die gesellschaftlichen Erwartungen an Kitas haben in den letzten Jahren zugenommen – Stichworte sind Inklusion, Integration, Sprachförderung, Ganztagsbetreuung und mehr. Diese Aufgaben erfordern mehr Professionalität, pädagogisches Know-how und Stabilität in den Teams. Wenn solche Anforderungen auf weniger gut qualifiziertes Personal treffen, steigt das Risiko, dass sie nicht erfüllt werden.
Qualitätsverlust in Kitas: Die Folgen sind dramatisch
Auch wenn für den Harz keine spezifischen Studienergebnisse unmittelbar vorliegen (zumindest nicht öffentlich bekannt), lassen sich auf Basis ähnlicher Regionen folgende Auswirkungen vermuten:
· Abnahme der Betreuungsqualität: Weniger gut ausgebildetes Personal kann zu weniger individueller Förderung, weniger Unterstützung bei Entwicklungsproblemen und geringerem Bildungsniveau führen.
· Eingeschränktes Angebot / reduzierte Öffnungszeiten: Kitas könnten gezwungen sein, Gruppen zu reduzieren, Räume zu schließen oder Öffnungszeiten einzuschränken, wenn Personal fehlt.
· Belastung für Eltern: Berufstätige Eltern werden stärker eingeschränkt – Pendeln, Arbeitszeiten etc. – wenn Betreuung nicht zuverlässig gewährleistet ist.
· Wirtschaftliche Rückwirkungen: Wenn Eltern wegen schlechter Betreuung ihre Arbeitszeit verringern müssen oder gar aus dem Erwerbsleben aussteigen, entstehen auch Produktivitätsverluste.
· Langfristige Folgen für Kinder: Bildungsungleichheiten könnten sich verstärken, insbesondere in Regionen wie dem Harz mit möglicherweise ohnehin schon weniger Angebot und höheren Fahrtzeiten oder weniger Infrastruktur.