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Für die Zeit „danach“: Fried­hof Gern­ro­de ver­pach­tet his­to­ri­sche Gruft an Inter­es­sen­ten – für 40 Jah­re

Der Tod gehört zum Leben wie die Geburt. Doch zu Leb­zei­ten bereits über das eige­ne Ende nach­zu­den­ken oder gar Vor­be­rei­tun­gen hier­für zu tref­fen, berei­tet vie­len Men­schen Unbe­ha­gen. Ande­re wie­der­um wol­len alles gere­gelt wis­sen, wenn der Moment gekom­men ist. Die zustän­di­ge Fried­hofs­ver­wal­tung in Qued­lin­burg bie­tet Inter­es­sen­ten jetzt eine außer­ge­wöhn­li­che Mög­lich­keit, die eige­ne Bestat­tung zu gestal­ten – in einer his­to­ri­schen Gruft, für die nun Päch­ter gesucht wer­den.

Fried­hof bie­tet drei klei­ne Mau­so­leen zur Pacht an – Inter­es­sen­ten haben sich schon gemel­det

Die Mau­so­leen befin­den sich am höchs­ten Punkt des Fried­hofs in Gern­ro­de und bil­den einen klei­nen Bogen. Wer vor den Grüf­ten steht, merkt sofort, dass sie Zeug­nis von der Ver­gan­gen­heit able­gen. Es ist eine mys­ti­sche, fast schon gespens­ti­sche Atmo­sphä­re, die über den Mau­so­leen liegt. Von dort hat man einen direk­ten Blick auf die Tür­me der Stifts­kir­che St. Cyria­kus in Gern­ro­de.

Den­noch sind die Grüf­te in den ver­gan­ge­nen Jah­ren eher stief­müt­ter­lich behan­delt wor­den. Unkraut und Efeu wuchern über­all und sind bereits ins Mau­er­werk ein­ge­drun­gen. Im mitt­le­ren Mau­so­le­um waren einst die Ver­stor­be­nen der Fami­lie von Chem­nitz bestat­tet wor­den. Eine klei­ne Wen­del­trep­pe führ­te sei­ner­zeit in den Kel­ler. Dort waren bis zu fünf Sär­ge auf­ge­bahrt. An den Wän­den sind noch Bibel­sprü­che in alt­deut­scher Schrift zu sehen.

Mit Anzug, Geh­stock und Zylin­der unter Glas bestat­tet – fast wie Schnee­witt­chen

Wie zu erfah­ren ist, hat­te bereits der Herr von Chem­nitz eine genaue Vor­stel­lung von sei­ner Bestat­tung, die er schon zu Leb­zei­ten ver­füg­te. Er wur­de im Anzug und mit Zylin­der sowie sei­nem Geh­stock bei­gesetzt. Der Sarg hat­te eine Glas­schei­be, sodass man ihn – wie im Mär­chen von Schnee­witt­chen – auch wei­ter­hin betrach­ten konn­te.

Über einem ande­ren Mau­so­le­um steht der Satz: „Durchs Kreuz zum Frie­den“. Auch wenn die­ses Mau­so­le­um – eben­so wie die ande­ren – beherz­te Hän­de für die Reno­vie­rung bräuch­te, hat es bereits Inter­es­sen­ten auf den Plan geru­fen. Sie kom­men aus dem Süd­harz. Ein zusätz­li­cher Punkt, der die Bestat­tung attrak­tiv macht: Wer sich für eine der Grüf­te ent­schei­det, muss sei­nen Wohn­sitz nicht zwin­gend in Gern­ro­de haben.

Mau­so­le­um als Opti­on für Men­schen, die kei­ne kon­ven­tio­nel­le Bestat­tung wün­schen

Eine ober­ir­di­sche Bei­set­zung kommt vor allem für Men­schen in Fra­ge, die weder eine her­kömm­li­che Erd­be­stat­tung noch eine Urnen­be­stat­tung wün­schen. Für einen der Inter­es­sen­ten aus dem Süd­harz war dies das tra­gen­de Argu­ment, sich die Mau­so­leen genau­er anzu­schau­en. Aus die­sem Grund ist es der Fried­hofs­ver­wal­tung ein Anlie­gen, die Ver­pach­tungs­mög­lich­keit vor­an­zu­brin­gen.

Unter­des­sen muss hier­für viel Geld in die Hand genom­men wer­den, um das Ziel einer Ver­pach­tung der Grab­stät­ten zu errei­chen: Unkraut­be­sei­ti­gung, die Repa­ra­tur kaput­ter Schei­ben sowie die Instand­set­zung ver­wit­ter­ter Türen und des Mau­er­werks bean­spru­chen viel Kapi­tal – und noch mehr Arbeit. Es ist davon aus­zu­ge­hen, dass der Efeu­be­wuchs das Mau­er­werk inzwi­schen stark beschä­digt hat.

4.700 Euro für 40 Jah­re – wei­te­re Kos­ten kom­men auf die Päch­ter zu

Was zunächst ver­lo­ckend klingt, ist das Pacht­mo­dell: Ein Platz in der Gruft kos­tet ein­ma­lig 4.700 Euro und ist damit weit­aus güns­ti­ger als so man­che Urnen­be­stat­tung. Die Pacht­dau­er beträgt 40 Jah­re – dies sind aller­dings noch nicht die end­gül­ti­gen Kos­ten, denn die Päch­ter müs­sen sich am Sanie­rungs­auf­wand für die Gruft betei­li­gen, der finan­zi­ell deut­lich höher aus­fal­len dürf­te.

Indes hat die Fried­hofs­ver­wal­tung nicht pri­mär den finan­zi­el­len Aspekt im Auge. Den Ver­ant­wort­li­chen ist viel­mehr dar­an gele­gen, die his­to­ri­sche Fried­hofs­kul­tur zu bewah­ren und die Men­schen für tra­di­tio­nel­le Bestat­tungs­for­men zu begeis­tern.

Des­halb kommt ein Abriss der Grab­stät­ten auch nicht in Fra­ge. Im Gegen­teil: Die Denk­mal­schutz­be­hör­de prüft aktu­ell die Denk­mal­fä­hig­keit der Mau­so­leen, die in einer solch idyl­li­schen Umge­bung am Nord­hang des Fried­hofs in Gern­ro­de ste­hen. Von­sei­ten der Behör­de steht dem Denk­mal­schutz nichts im Weg.

Foto: pix­a­bay (Sym­bol­bild)

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