Im Rahmen einer Fachtagung am 2. Oktober 2025 in Wernigerode diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und internationalen Organisationen über die Herausforderungen und Chancen fairer Arbeitsmigration. Veranstaltet wurde die Tagung vom EINE WELT Netzwerk Sachsen-Anhalt e.V. in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Zentrales Thema war die Fachkräftemigration und deren Bedeutung für Sachsen-Anhalt. Angesichts von Bevölkerungsrückgang, Alterung und strukturellen Engpässen sei Zuwanderung kein optionales Szenario mehr, sondern eine Notwendigkeit, so der Tenor der Veranstaltung. Landrat Thomas Balcerowski betonte, dass ohne geregelte Zuwanderung selbst wirtschaftlich starke Regionen wie der Landkreis Harz ins Hintertreffen geraten könnten. Aktuelle Beispiele wie der eingeschränkte Betrieb der Harzer Schmalspurbahn zeigten die bereits spürbaren Folgen des Personalmangels.
Warnung vor Abwanderung qualifizierter Zugewanderter
Ein zentrales Problem sei die mangelnde Bindung Zugewanderter an Sachsen-Anhalt. Viele verließen das Land wieder, sobald sie am Arbeitsmarkt Fuß gefasst hätten – unter anderem wegen fehlender sozialer Teilhabe und Diskriminierung. Sachsen-Anhalt hat bundesweit den geringsten Anteil ausländischer Beschäftigter. Eine nachhaltige Migrationspolitik müsse daher über berufliche Integration hinausgehen und auch Wohnraum, Netzwerke und gesellschaftliche Anerkennung mitdenken.
Fünf zentrale Handlungsempfehlungen
Im Abschluss der Tagung wurden konkrete Forderungen formuliert:
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Gezielte Steuerung von Aufnahmeprozessen mit klaren Kriterien,
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Stärkere gesellschaftliche Integration über den Arbeitsplatz hinaus,
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Einrichtung eines Runden Tisches zur regionalen Vernetzung,
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Förderung der Rückgewinnung abgewanderter Fachkräfte,
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Stärkung kommunaler Investitionen, um Aufnahmebedingungen zu verbessern.
Organisatorin Esther Malhotra betonte, dass Arbeitsmigration kein Ersatz für strukturelle Reformen sei, aber eine unverzichtbare strategische Maßnahme darstelle – lokal wie global.