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Ers­te Stra­ße Deutsch­lands nach His­to­ri­ker Carl Erd­mann benannt

Blan­ken­burg (red). Carl Erd­mann leb­te von 1898 bis 1945. Er war ein welt­weit aner­kann­ter Mit­tel­al­ter­his­to­ri­ker und trat ent­schie­den mit sei­nem Werk und sei­ner Hal­tung gegen den Natio­nal­so­zia­lis­mus ein. Und er war Blan­ken­bur­ger. In sei­ner Kind­heit leb­te er in der dama­li­gen Sedan­stra­ße 4, der heu­ti­gen August-Win­nig-Stra­ße 2, und leg­te im Jahr 1916 das Abitur am Gym­na­si­um Am Thie ab. Danach stu­dier­te er Theo­lo­gie in Ber­lin sowie Geschich­te in Mün­chen und Würz­burg, wo er pro­mo­vier­te. Nach Auf­ent­hal­ten in Por­tu­gal und Ita­li­en leb­te er in Ber­lin und publi­zier­te zahl­rei­che Auf­sät­ze. Sei­ne 1935 erschie­ne­ne Schrift „Die Ent­ste­hung des Kreuz­zugs­ge­dan­kens“ mach­te ihn inter­na­tio­nal zu einem bedeu­ten­den Mit­tel­al­ter­his­to­ri­ker.

Da er sich ent­schie­den als Geg­ner des Natio­nal­so­zia­lis­mus aus­sprach, blieb ihm eine Uni­ver­si­täts­kar­rie­re ver­sagt. Schließ­lich wur­de er trotz Wehr­un­taug­lich­keit im Jahr 1944 zur Wehr­macht ein­ge­zo­gen. Dabei gelang­te er nach Alba­ni­en, wo er als Dol­met­scher in einem Gefan­ge­nen­la­ger in der Nähe von Zagreb tätig war. Dort ver­starb er im Jahr 1945 und wur­de auf dem Miro­goj-Fried­hof bei­gesetzt.

In unmit­tel­ba­rer Nähe des frü­he­ren Wohn­hau­ses der Fami­lie Erd­mann wur­de nun eine bis­lang namen­lo­se Stra­ße nach ihm benannt: Die Ver­bin­dungs­stra­ße zwi­schen der August-Win­nig-Stra­ße und dem Was­ser­weg.

Die fei­er­li­che Ein­wei­hung und Ent­hül­lung des erläu­tern­den Stra­ßen­zu­satz­schil­des fand am ver­gan­ge­nen Sonn­abend im Bei­sein der Groß­nich­te Carl Erd­manns, Caro­la Vul­pi­us, und dem renom­mier­ten His­to­ri­ker Pro­fes­sor Dr. Fol­ker Rei­chert statt. Die­ser hat sein For­schen unter ande­rem Carl Erd­mann gewid­met und ver­öf­fent­lich­te die Bio­gra­fie „Fackel in der Fins­ter­nis“. Er hielt im Anschluss an die Ent­hül­lung im Rats­saal einen Vor­trag zum Leben und Wir­ken Carl Erd­manns.

Zu Erd­manns 125. Geburts­tag im Novem­ber 2023 initi­ier­ten die Gym­na­si­al­leh­rer Chris­toph Georg Rohr­bach und Made­lei­ne San­der, dass ein Erin­nern in der Stadt an die bedeu­ten­de Per­sön­lich­keit ein­setzt. Sie waren es auch, die dem Stadt­rat die Benen­nung der Stra­ße vor­schlu­gen. Die­ser stimm­te schließ­lich mit einem ein­stim­mi­gen Beschluss zu.

Caro­la Vul­pi­us sprach im Namen der Fami­lie Carl Erd­manns ihren gro­ßen Dank an Pro­fes­sor Rei­chert, die Initia­to­ren, Blan­ken­burgs Bür­ger­meis­ter Hei­ko Breit­haupt und die Stadt­rä­te aus, dass das Andenken Carl Erd­manns in die­ser Wei­se gewür­digt wird.

Der Ver­band der His­to­ri­ker und His­to­ri­ke­rin­nen Deutsch­lands, der seit 2011 den Carl-Erd­mann-Preis ver­gibt, begrüß­te die Stra­ßen­be­nen­nung: „Mit gro­ßer Freu­de haben wir ver­nom­men, dass Blan­ken­burg den wich­ti­gen Schritt geht, eine Stra­ße nach Carl Erd­mann zu benen­nen.“ So habe sich Erd­mann öffent­lich gegen eine Umdeu­tung der Geschich­te durch die Natio­nal­so­zia­lis­ten ein­ge­setzt – das, was wir heu­te als rech­te Fake News ken­nen. Die­se Ehrung mah­ne, dass Geschich­te nicht Geschich­te blei­ben dür­fe, son­dern dass man sie erfor­schen und ihre Leh­ren im Heu­te ver­an­kern müs­se – im Schul­all­tag eben­so wie durch wis­sen­schaft­li­che Vor­trä­ge.

Foto: Jana Böh­me

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