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Erheb­li­che Beein­träch­ti­gung der Pfalz erwar­tet

Kri­tik vom Nie­der­säch­si­schen Hei­mat­bund NHB, vom BUND West­harz, vom Natur­schutz­bund Gos­lar und vom Geschichts­ver­ein Gos­lar beglei­tet die Bau­leit­pla­nung der Stadt Gos­lar für das soge­nann­te „Kai­ser­pfalz­quar­tier“, bestehend aus einer Tief­ga­ra­ge mit auf­ge­sat­tel­tem Hotel und einer Mul­ti­funk­ti­ons­hal­le. Auf­ge­wer­tet wer­den soll das Pro­jekt durch den Rück­bau des öffent­li­chen Park­plat­zes, der in den 1960er Jah­ren auf dem Grund der ehe­ma­li­gen Stifts­kir­che Kai­ser Hein­rich III. im Zei­chen der auto­ge­rech­ten Stadt ange­legt wor­den war. Ins­be­son­de­re der nun von Inves­tor und Stadt gezo­ge­ne Joker, die Kos­ten der Tief­ga­ra­ge durch den Bau eines drei­stö­cki­gen Park­hau­ses einen Stein­wurf von der Pfalz ent­fernt „aus­zu­la­gern“ und der Öffent­lich­keit auf­zu­bür­den, führt zu Kri­tik.

Bau­en im Welt­kul­tur­er­be, zumal in einem der wert­volls­ten his­to­ri­schen Berei­che der Gos­la­rer Alt­stadt, stellt an die Ver­ant­wort­li­chen höchs­te Anfor­de­run­gen. Daher führ­te die Stadt Gos­lar für das Kai­ser­pfalz­quar­tier einen Hoch­bau­wett­be­werb und für den Rück­bau des Park­plat­zes einen Frei­raum­wett­be­werb durch. Die Frei­raum­pla­nung, ein Beton­kreis mit ein­ge­leg­tem Tat­too der noch vor­han­de­nen Stifts­kir­chen­fun­da­men­te unter Inkauf­nah­me erheb­li­chem Baum­ver­lus­tes stößt ins­be­son­de­re beim ört­li­chen Geschichts­ver­ein auf Ableh­nung, die unge­lös­te Park­raum­pro­ble­ma­tik und die erwar­te­te Lärm­be­läs­ti­gung aus Ver­kehr und Hal­len­nut­zung sind den Anlie­gern ein Dorn im Auge, in einem Bür­ger­be­geh­ren wur­de die Finan­zie­rung der Mehr­zweck­hal­le in Fra­ge gestellt.

Nun, fünf Jah­re nach den ers­ten Bau­leit­plan­ent­wür­fen, der Pau­ken­schlag: der Bau eines drei­ge­schos­si­gen Park­hau­ses ist in den frü­he­ren Wall­an­la­gen neben der Pfalz beab­sich­tigt.

Annett Jer­ke, NABU Gos­lar, und Dr. Fried­hart Knol­le, BUND West­harz, kri­ti­sie­ren in ihrer Stel­lung­nah­me zur Bau­leit­pla­nung, dass das Nut­zungs­kon­glo­me­rat aus Mul­ti­funk­ti­ons­hal­le, Hotel­an­la­ge und Tief­ga­ra­ge das Grund­stück „über­for­dert“ und die denk­mal­ge­schütz­ten Kaser­nen­ge­bäu­den beein­träch­tigt. Und schlim­mer noch:  Das als „Park­wall“ ver­bräm­te drei­ge­schos­si­ge Park­haus sei in einem aus archäo­lo­gi­scher Sicht äußerst sen­si­blen Bereich vor­ge­se­hen. Jer­ke und Knol­le bemän­geln, dass Lösun­gen in nach­ge­la­ger­te Ver­fah­ren ver­scho­ben wer­den, um so die Betei­li­gung der Öffent­lich­keit zu unter­lau­fen.

Dr. Tobi­as von Wil­li­sen, Wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter des NHB, ist besorgt dar­über, dass der Inves­tor kos­ten­spa­rend nur die not­wen­di­gen Gäs­te­park­plät­ze für das Hotel auf eige­ne Kos­ten umsetzt, wäh­rend die die Öffent­lich­keit für alle „Rest­kos­ten des Par­kens“ auf­kom­men soll. Mit finan­zi­el­lem Mehr­auf­wand kön­ne die ursprüng­lich geplan­te Tief­ga­ra­ge durch­aus rea­li­siert wer­den. Zusätz­lich ver­weist von Wil­li­sen auf den archäo­lo­gi­schen Wert des vom Bun­des­grenz­schutz als Sport­flä­che genutz­ten Wall­an­la­gen­be­rei­ches und den dort angren­zend noch vor­han­de­nen Kegel­stumpf des Tru­wer­dichs, einem von ursprüng­lich drei Zwin­gern in den Befes­ti­gungs­an­la­gen der Stadt. Nörd­lich davon befän­den sich Grund­mau­ern der frü­he­ren Kuri­en­ge­bäu­de. Für Unter­su­chun­gen und welt­erbe­kon­for­me Maß­nah­men sei­en durch die Auf­nah­me der Flä­chen in Sanie­rungs­ge­bie­te För­der­mög­lich­kei­ten teil­wei­se bis zu 100 % gege­ben.

Auch der Geschichts­ver­ein Gos­lar stellt das Park­haus in Fra­ge. Des­sen Vor­sit­zen­der Gün­ter Pieg­sa stuft den etwa neun Meter hohen und 75 Meter lan­gen „Park­wall“ zwi­schen Kaser­ne und Ulrich­ska­pel­le als mit dem Welt­erbe nicht ver­ein­bar ein und befür­wor­tet eine archäo­lo­gi­sche Gra­bung und „Insze­nie­rung“ des Tru­wer­dichs zur Wei­ter­ent­wick­lung des Welt­erbes. Besorgt zeigt er sich über das feh­len­de Park­raum­kon­zept und befürch­tet höhe­re Ver­keh­re in Alt­stadt und angren­zen­den Wohn­ge­bie­ten. Unver­ständ­lich sei der Umgang mit dem Baum­be­stand. Auf dem umzu­ge­stal­ten­den Park­platz soll er einem frag­wür­di­gen Ent­wurfs­idee geop­fert wer­den.

 

Foto: G. Pieg­sa

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