Wernigerode (red). Eine eindrucksvolle Begegnung mit Harzer Luchsen hatte vor Kurzem der bekannte Naturfotograf und Naturschutz-Influencer Christoph „Chris“ Kaula: Es gelang ihm, eine Luchsin in Begleitung eines rund zehn Monate alten Jungtieres zu fotografieren, als die beiden auf ein Luchsmännchen trafen. Kaula konnte alle drei Katzen aus der Nähe ablichten; von dem menschlichen Beobachter ließen sie sich viel weniger stören als sonst üblich. Der Grund: Es ist Paarungszeit, und im ganzen Harz sind jetzt die Kuder, die männlichen Luchse, unterwegs auf der Suche nach paarungsbereiten Weibchen.
„Ich war mit zwei Freunden im Nationalpark unterwegs“, berichtet Kaula von dem Erlebnis. Sie waren tatsächlich auf der Suche nach Luchsspuren, denn bereits im Vorjahr hatten sie im Frühjahr in der Nähe von Torfhaus eine ähnliche Zufallsbegegnung mit einem freilebenden Luchs gehabt, nachdem sie zunächst Trittsiegel auf einem Wanderweg entdeckt hatten. Jetzt hatten sie erneut Glück: „Die Katze und ihr Jungtier saßen auf einem Holzstamm, als plötzlich das Männchen aufgetaucht ist. Dann sind sie sich nähergekommen. Die haben sich nur für einander interessiert und ließen sich problemlos fotografieren. Wenn man Geduld hat, sind solche tollen Begegnungen auf den Wanderwegen im Nationalpark möglich“, sagt Kaula. Ihm ist der Hinweis auf das Wegegebot im Schutzgebiet wichtig.
In der Vorsaison konnten 42 Jungtiere nachgewiesen werden
Kaula hat Ole Anders, dem Luchsexperten des Nationalparks Harz, von seiner Beobachtung berichtet. Dass die Katze noch ihr fast erwachsenes Jungtier geführt hat, ist nicht ungewöhnlich. Die jungen Luchse bleiben etwa 10 Monate bei der Mutter. Meist verlassen sie diese im März oder April und müssen dann sehr schnell lernen, selbst erfolgreich zu jagen. Anders als bei Löwen stellen die erwachsenen Männchen der Luchse keine Gefahr für die Jungtiere dar.
Die laufende Monitoringsaison findet erst Ende April ihren Abschluss. Ole Anders weiß aber, dass 2023 allein in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt mindestens 20 Luchsinnen Jungtiere zur Welt brachten. Die Zahl der führenden Weibchen ist ein wichtiger Weiser für den Zustand der Luchspopulation. Sie hat seit Jahren einen leichten Aufwärtstrend. Bei den Luchsinnen konnten in der Vorsaison 42 Jungtiere nachgewiesen werden. Die Luchspopulation hat sich längst über das Harzer Mittelgebirge hinaus ausgebreitet. Sie nimmt mit allmählich steigender Tendenz eine Fläche von rund 10.000 Quadratkilometern ein und berührt auch die Bundesländer Thüringen und Hessen.
Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite www.luchsprojekt-harz.de
Zur Person: Fotograf Christoph Kaula ist Biologe und Zoologe und als Influencer für Natur und Naturschutz (@chriskaula) aktiv. Er ist Mitglied der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz, der Deutschen Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Eulen und der Gesellschaft für Naturfotografie (GDT).
Bilder von den Harzer Luchsen und viele weitere Natur-Aufnahmen von Chris Kaula sind auf Instagram und seinem YouTube-Kanal zu finden: www.instagram.com/chriskaula und https://www.youtube.com/c/ChrisKaula
Foto: Christoph Kaula