Folgt man dem Bach, der in den Oderteich mündet, stößt man auf eine sagenumwobene Höhle. Dort, so erzählt es eine alte Harzer Sage, harrt eine Prinzessin seit 1719 auf ihre Erlösung. Der Legende nach wurde sie von einer Hexe verflucht, nachdem ihr Vater – Kaiser Karl VI. von Böhmen und Ungarn – das Zauberweib verschmähte.
Nur alle hundert Jahre zur Frühlingstagundnachtgleiche soll die Prinzessin ihre menschliche Gestalt zurückerlangen. Dann könne sie durch drei Küsse eines gutherzigen Mannes befreit werden.
Drei Gestalten, ein Schicksal
Ein Köhler soll 1819 in der Nähe der Höhle nur sein Gewand zurückgelassen haben. Hundert Jahre später, 1919, beobachtete ein Jäger einen Wanderer, der der Höhle näherkam. Ein junges, seltsam gekleidetes Fräulein trat ihm entgegen. Der Mann küsste sie – und sie verwandelte sich in einen kleinen Hund. Auch diesen küsste er. Schließlich verwandelte sich das Tier in eine Schlange. Der Wanderer zögerte, und der Lindwurm verschlang ihn vollständig. Zurück blieben nur seine Kleider.
Der Jäger, der das Geschehen beobachtet hatte, floh panisch und berichtete fortan jedem – ob gewollt oder nicht – von seiner Erfahrung. Seine Erzählungen führten ihn schließlich in eine Nervenklinik im Harz. Immer wieder wiederholte er: „Ihr müsst drei Küsse küssen … das Weib, den Hund und die Schlange … wer dies schafft, erhält alles Gold des Harzes.“