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Beschlos­se­ne Sache: Stadt Wer­ni­ge­ro­de über­nimmt Mil­lio­nen­kos­ten für die Bun­des­wehr-Hil­fe beim Brand am Bro­cken

Im Herbst 2024 kam es am Bro­cken, dem höchs­ten Gip­fel des Har­zes, zu einem groß­flä­chi­gen Wald­brand, der über meh­re­re Tage hin­weg zahl­rei­che Ein­satz­kräf­te aus Feu­er­wehr, Poli­zei, Tech­ni­schem Hilfs­werk (THW) und der Bun­des­wehr erfor­der­te. Die Lage war stel­len­wei­se sehr schwie­rig: In dem unweg­sa­men Gelän­de am Königs­berg ent­wi­ckel­te sich das Feu­er zu einem der größ­ten Wald­brän­de der Regi­on, bei dem sich die Flam­men zeit­wei­se auf einer Front von über 1 000 Metern aus­brei­te­ten und gro­ße Wald­flä­chen bedroh­ten. Neben den loka­len Ein­satz­kräf­ten wur­de auch die Bun­des­wehr um Amts­hil­fe gebe­ten, die mit Lösch­hub­schrau­bern und Boden­per­so­nal zur Brand­be­kämp­fung bei­trug.

Mil­lio­nen­be­trag deckt direk­te Ein­satz­kos­ten der Bun­des­wehr

Nach dem Ein­satz stell­te die Bun­des­wehr der Stadt Wer­ni­ge­ro­de eine Rech­nung über mehr als 1,3 Mil­lio­nen Euro für ihre Unter­stüt­zungs­leis­tun­gen aus. Die­ser Betrag deckt die direk­ten Ein­satz­kos­ten der Bun­des­wehr, etwa den Ein­satz von Hub­schrau­bern zur Bekämp­fung des Feu­ers aus der Luft. Ins­ge­samt belie­fen sich die Kos­ten für die Brand­be­kämp­fung ein­schließ­lich aller betei­lig­ten Orga­ni­sa­tio­nen für die Stadt auf etwa 1,8 Mil­lio­nen Euro – ein sie­ben­stel­li­ger Betrag, der die finan­zi­el­len Spiel­räu­me der Kom­mu­ne deut­lich belas­tet.

Die Fra­ge, wer die­se Kos­ten tra­gen soll­te, führ­te zu inten­si­ven poli­ti­schen Debat­ten in Wer­ni­ge­ro­de. Grund­sätz­lich sieht das deut­sche Recht vor, dass Kom­mu­nen für Maß­nah­men zur Gefah­ren­ab­wehr in ihrem Gebiet ver­ant­wort­lich sind. Da der Brand auf Wer­ni­ge­röder Stadt­ge­biet aus­ge­bro­chen war, wur­de die Stadt zunächst als zah­lungs­pflich­tig ange­se­hen. Die Bun­des­wehr ver­wies dar­auf, dass bei Amts­hil­fe grund­sätz­lich Kos­ten in Rech­nung gestellt wer­den, wenn kei­ne außer­ge­wöhn­li­chen Umstän­de oder poli­ti­sche Ent­schei­dun­gen auf Lan­des- oder Bun­des­ebe­ne eine Kos­ten­über­nah­me durch den Bund vor­se­hen.

Ober­bür­ger­meis­ter: Wer­ni­ge­ro­de ist zur Zah­lung ver­pflich­tet

In der Stadt­rats­sit­zung im Dezem­ber 2025 beschloss die Stadt­ver­wal­tung schließ­lich, die Rech­nung der Bun­des­wehr voll­stän­dig zu beglei­chen, weil kei­ne Vor­aus­set­zun­gen für eine Stun­dung oder einen erlass­ba­ren Betrag erkenn­bar sei­en. Ober­bür­ger­meis­ter Tobi­as Kascha (SPD) erklär­te, die Stadt sei recht­lich ver­pflich­tet, die For­de­rung zu zah­len. Trotz wie­der­hol­ter Anfra­gen an den Bund und das Land Sach­sen-Anhalt habe es bis­lang kei­ne kon­kre­te Zusa­ge für finan­zi­el­le Unter­stüt­zung gege­ben. Kascha beton­te, dass es ihm nicht um eine voll­stän­di­ge Erstat­tung gehen kön­ne, wohl aber um eine spür­ba­re Hil­fe bei solch hohen Kos­ten.

Die Ent­schei­dung, die Kos­ten zu über­neh­men, rief unter­schied­li­che Reak­tio­nen her­vor. In Wer­ni­ge­ro­de und dar­über hin­aus wur­de die Fra­ge dis­ku­tiert, inwie­weit der Bund bei der Finan­zie­rung von Amts­hil­fe­leis­tun­gen in Kata­stro­phen­fäl­len stär­ker in die Pflicht genom­men wer­den soll­te. Kri­ti­ker sehen die bis­he­ri­ge Rege­lung als unzu­rei­chend an, da

sie finanz­schwa­che Kom­mu­nen über­mä­ßig belas­te und im Kata­stro­phen­fall zusätz­li­che Las­ten tra­ge, die eigent­lich im gesamt­staat­li­chen Inter­es­se bewäl­tigt wer­den soll­ten.

Ohne Bun­de­wehr­ein­satz wäre der Scha­den deut­lich grö­ßer

Befür­wor­ter der Ent­schei­dung argu­men­tier­ten hin­ge­gen, dass ohne die schnel­le Hil­fe der Bun­des­wehr der Brand deut­lich län­ger und mit grö­ße­rem Scha­den hät­te bekämpft wer­den müs­sen. Die Zah­lung der Rech­nung sei daher ein Aus­druck der Ver­ant­wor­tung der Stadt gegen­über ihren Bür­gern, auch wenn sie finan­zi­ell belas­tend sei.

Die Über­nah­me der Kos­ten für die Bun­des­wehr­hil­fe beim Brand am Bro­cken zeigt die kom­ple­xen Her­aus­for­de­run­gen bei der Bewäl­ti­gung gro­ßer Kata­stro­phen und der Fra­ge nach gerech­ter Kos­ten­ver­tei­lung zwi­schen Kom­mu­nen, Län­dern und dem Bund. Wer­ni­ge­ro­de hat nach eige­nen Aus­sa­gen aus recht­li­chen Grün­den kei­ne ande­re Wahl gese­hen, als die Rech­nung zu beglei­chen – eine Ent­schei­dung, die die Debat­te über künf­ti­ge Finan­zie­rungs­mo­del­le bei Kata­stro­phen­ein­sät­zen wei­ter anheizt.

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