Der Geschichtsverein für Halberstadt und das nördliche Harzvorland sowie das Städtische Museum laden am Mittwoch, dem 16. April, um 18 Uhr zu einem Abendvortrag im Saal des Halberstädter Rathauses ein. Siegrun Ruprecht referiert zum Thema: „80 Jahre Wiederaufbau Halberstadts – 80 Jahre Stadtentwicklung“.
Nachdem Siegrun Ruprecht in Weimar Stadtplanung studiert hatte, begann sie 1981 in der Halberstädter Außenstelle des Büros für Städtebau Magdeburg zu arbeiten. Im Frühjahr 1990 wechselte sie in die Stadtverwaltung und war dort viele Jahre lang in den Bereichen Stadtsanierung und Stadtplanung tätig. Im vergangenen Jahr ging sie nach einem erfüllten Berufsleben in den Ruhestand.
Die Halberstädterin möchte in ihrem Vortrag über den Aufbauwillen und die Leistungen der Bürgerinnen und Bürger berichten, die Halberstadt zu dem lebenswerten Ort gemacht haben, der er heute ist. Aus eigener Erfahrung wird sie insbesondere die Entwicklungen der letzten vier Jahrzehnte beleuchten.
Schmerzlich erinnert sich die ehemalige Stadtplanerin daran, dass in den 1980er-Jahren ganze Straßenzüge der Altstadt abgerissen wurden. Anstelle der historischen Fachwerkbauten – von denen manche durchaus hätten erhalten werden können – entstanden damals schlichte Betonbauten. Aufgrund akuten Wohnungsmangels und im Rahmen des Wohnungsbauprogramms der DDR sollten bis 1990 neue Wohnräume geschaffen werden. So wuchsen auch in den Neubaugebieten die Plattenbauten in die Höhe. Doch der Plan ging nicht auf: Die einst prachtvolle Fachwerkstadt war inzwischen geprägt vom Verfall.
Verfallene Häuser und sogar zugemauerte Straßen prägten das Stadtbild – ein erschreckender Anblick. Doch mit der politischen Wende kam der Aufbruch: Im Frühjahr 1990 wurde das Kuratorium Stadtentwicklung gegründet, im April erfolgte die Aufnahme Halberstadts in das Modellstadtprogramm des Bundes, und am 13. September beschloss der Stadtrat vorbereitende Untersuchungen im Altstadtgebiet. In der Folge wurden alle Möglichkeiten ausgeschöpft, den Niedergang zu stoppen und die Wohnquartiere wieder lebenswert zu gestalten. Die größte Herausforderung: die Neubebauung des seit einem halben Jahrhundert weitgehend brachliegenden Stadtzentrums.
„Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern wurde viel erreicht“, blickt Ruprecht zurück – und freut sich auf einen Abend, an dem sich auch Zeitzeugen einbringen können, die die Jahre des Wiederaufbaus nach der Zerstörung miterlebt haben.
Der Eintritt zur Abendveranstaltung beträgt 3 Euro.
Foto: Geschichtsverein