Am 10. April wurde eines der wertvollsten Exponate aus der Dauerausstellung des Städtischen Museums fachgerecht verpackt und durch die Kunstspedition DB Schenker als Leihgabe für die Thüringer Landesausstellung „freiheyt 1525. 500 Jahre Bauernkrieg“ nach Mühlhausen in Thüringen transportiert.
Es handelt sich dabei um die ca. 40 cm hohe Elfenbeinfigur eines Bischofs im traditionellen Ornat mit Krummstab, der im Inneren eine Überraschung enthält. Auf dem mit einem Schraubgewinde abnehmbaren, achteckigen Elfenbeinsockel der hohlen Statuette steht eine fast nackte weibliche Figur aus demselben Material. Diese Figur, die in betont provokanter Pose ihre weiblichen Reize zur Schau stellt und mit Tierhufen, Hörnern und einer Drachenschlange ausgestattet ist, stellt das komplette Gegenteil des würdigen Geistlichen ihrer Außenhülle dar.
Dieses Mischwesen stellt eine der sieben Todsünden, die Begierde, dar und verweist zudem mit erhobenem Geldbeutel auf den Vorwurf der Käuflichkeit und Korruption geistlicher Würdenträger. Entsprechend der oft derben Kritik der Reformationszeit zeigt es den „wahren Kern“ der Bischofsfigur.
Die zeitliche Einordnung dieser von einem unbekannten süddeutschen Künstler geschaffenen Doppelfigur erfolgt in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts. Leider sind Herkunft und Weg der Elfenbeinplastik nach Halberstadt unbekannt. Das Objekt gehört zum Altbestand des 1905 von der Stadt Halberstadt gegründeten Städtischen Museums.
Die hochwertig ausgeführten Elfenbeinfiguren können vom 26. April bis 19. Oktober 2025 in der Thüringer Landesausstellung „freiheyt 1525. 500 Jahre Bauernkrieg“ in den Mühlhäuser Museen bewundert werden.
Während der Abwesenheit dieses kostbaren Halberstädter Kulturguts wird die Vitrine dank der Unterstützung der ÖSA-Versicherung mit besonderen Sicherheitsgläsern ausgestattet.
Foto: Städtisches Museum Halberstadt