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Kampfansage im Oberharz: Wie Jagdgegner gegen Jäger zu Felde ziehen

Rübeland / Oberharz (red). Der Schaden geht in die Tausende. Unbekannte haben im Namen eines falsch verstandenen Naturschutzes in den vergangenen Monaten dutzende von Hochsitzen beschädigt oder zerstört und den Wald in Gefahr gebracht. Ziel der Angriffe ist das Forstrevier Rübeland im Oberharz. Es soll mit den Attacken verhindert werden, dass sogenannte „Bewegungsjagden“ durchgeführt werden können. Glücklicherweise wurde bei den Aktionen bisher niemand verletzt.

Gezielte Störaktionen der Naturschützer: Täter kennen sich im Gebiet bestens aus

Die Jagdgegner hatten im Oktober vergangenen Jahres zu Beginn der „Stöberjagd“ mit ihrem Zerstörungswerk begonnen. Es wird berichtet, dass bei den Hochsitzen, in der Fachsprache „Drückjagdböcke“ genannt, gezielte Störaktionen durchgeführt wurden. Hierzu zählen beispielsweise das Entwenden der Sitzbretter auf den Hochsitzen, aber auch das Herausreißen ganzer Verankerungen. Das setzt das Vorgehen von mehreren Personen voraus.

Jäger erzählen von einem noch nicht dagewesenen Ausmaß an Zerstörung. Die Hochsitze würden systematisch kaputtgetreten und umgeworfen. Es sei zwar die Polizei eingeschaltet und Anzeige erstattet worden. Die sei aber bisher im Sande verlaufen.

Dass die Täter bislang unentdeckt bleiben konnten, lässt darauf schließen, dass die Akteure perfekte Ortskenntnisse besitzen.  Sie scheinen genau zu wissen, wann ihre Aktionen wo durchgeführt werden können. Es kann durchaus darüber spekuliert werden, ob zumindest einzelne Mitglieder aus der unmittelbaren Umgebung stammen.

Jagd im Herbst: Waidmänner sind beunruhigt

Unter den Jägern hat sich mit Blick auf die Herbstsaison indes eine gewisse Unruhe eingeschlichen. Es kommen bereits leise Zweifel an einem störungsfreien Ablauf der Jagd auf. Im Oberharz werden derzeit 20 Jagden mit bis zu 120 Teilnehmern geplant. In Jägerkreisen steht fest: Die Populationsentwicklung des Rotwilds muss unter Kontrolle gebracht werden. Auch aus diesem Grund kommt den Stöberjagden eine große Bedeutung zu.

In den vergangenen Jahren haben verschiedene Entwicklungen dazu geführt, dass sich das Wild ungehindert vermehren konnte. Nicht nur die Coronazeit hat den Jagdbetrieb ausgebremst, auch Wetterereignisse wie Sturm und Trockenheit haben im Oberharz rund 16.000 Hektar Kahlflächen erzeugt. Die für die Aufräumarbeiten benötigten Kräfte standen nicht für die Jagd zur Verfügung, was die Abschusszahlen entsprechend reduziert hat.

Dabei wird vor allem das Rotwild für den Wald immer mehr zum Problem. Vor allem das Revier Rübeland, wo sich die Rotwildpopulation zuletzt massiv konzentriert hat, hat damit zu kämpfen, dass Knospen und Triebe junger Bäume vom Wild abgeäst werden. Wenn der Bestand der Tiere nicht reduziert wird, besteht die Gefahr, dass eine Neubewaldung auf den Kahlflächen verhindert wird – auch aufgrund der Zerstörungsaktionen an den Hochsitzen.

Kein Wald – kein Wild – kein Verständnis bei den Aktivisten

Für die Betroffenen ist klar, dass der Rotwildbestand dringend reguliert werden muss. Denn ohne Wald wird es auch kein Wild mehr geben. Doch das scheint bei den Aktivisten auf taube Ohren zu stoßen. Im Kreis der Jäger macht sich wohl niemand die Illusion, dass die Aktionen jetzt mit einem Schlag aufhören werden.

Es gibt allerdings eine Alternative zur Stöberjagd, die den Umweltschützern noch weniger gefallen dürfte und für die keine Hochsitze notwendig sind. Die Lappjagd. Dabei wird das Jagdgebiet systematisch mit sogenannten Lappen eingegrenzt und dann auf alles geschossen, was sich darin befindet. Die Jäger hoffen aber indes, dass die Jagdgegner noch zur Vernunft kommen und sie zu dieser Maßnahme nicht greifen müssen.

 

 

 

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