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Thü­rin­ger AfD grün­det Aka­de­mie als Denk­fa­brik für Par­tei­nach­wuchs

Die Grün­dung einer par­tei­na­hen Aka­de­mie durch den Thü­rin­ger Lan­des­ver­band der AfD mar­kiert einen wei­te­ren Schritt in der stra­te­gi­schen Aus­rich­tung der Par­tei. Mit der Ein­rich­tung einer Denk­fa­brik für den eige­nen Nach­wuchs ver­folgt die AfD das Ziel, poli­ti­sche Inhal­te zu schär­fen, ideo­lo­gi­schen Zusam­men­halt zu stär­ken und lang­fris­tig qua­li­fi­zier­te Kader für Par­tei und par­la­men­ta­ri­sche Arbeit aus­zu­bil­den.
Die­ses Vor­ha­ben ist nicht nur par­tei­in­tern von Bedeu­tung, son­dern wirft auch grund­sätz­li­che Fra­gen zur poli­ti­schen Bil­dung, zur Rol­le von Denk­fa­bri­ken und zur Ent­wick­lung des Par­tei­en­sys­tems in Deutsch­land auf.
Ziel: Jun­ge Mit­glie­der an die Par­tei­pro­gram­ma­tik her­an­füh­ren
Aka­de­mien und par­tei­na­he Bil­dungs­stät­ten sind im poli­ti­schen Betrieb kei­ne Neu­heit. Vie­le Par­tei­en unter­hal­ten Stif­tun­gen oder Bil­dungs­wer­ke, die Semi­na­re anbie­ten, Nach­wuchs­po­li­ti­ker för­dern und poli­ti­sche Debat­ten beglei­ten. Die Thü­rin­ger AfD knüpft mit ihrer Aka­de­mie for­mal an die­se Tra­di­ti­on an, setzt dabei jedoch eige­ne inhalt­li­che Akzen­te. Ziel ist es, jun­ge Mit­glie­der und Sym­pa­thi­san­ten früh­zei­tig an die Pro­gram­ma­tik der Par­tei her­an­zu­füh­ren, sie rhe­to­risch zu schu­len und mit einem geschlos­se­nen Welt­bild aus­zu­stat­ten.
Damit soll ver­hin­dert wer­den, dass der Par­tei­nach­wuchs inhalt­lich unein­heit­lich auf­tritt oder sich von kon­kur­rie­ren­den poli­ti­schen Strö­mun­gen beein­flus­sen lässt.
Kri­ti­ker sehen in Grün­dung Instru­ment zur ideo­lo­gi­schen Fes­ti­gung
Kri­ti­ker sehen in der Aka­de­mie weni­ger eine neu­tra­le Bil­dungs­ein­rich­tung als viel­mehr ein Instru­ment zur ideo­lo­gi­schen Fes­ti­gung. Ins­be­son­de­re in Thü­rin­gen, wo der Lan­des­ver­band der AfD als beson­ders radi­kal wahr­ge­nom­men wird, besteht die Sor­ge, dass die Aka­de­mie zur Ver­brei­tung extrem natio­na­lis­ti­scher oder demo­kra­tie­feind­li­cher Posi­tio­nen bei­tra­gen könn­te.
Aus die­ser Per­spek­ti­ve erscheint die Denk­fa­brik nicht als Ort des offe­nen Dis­kur­ses, son­dern als geschlos­se­ner Raum zur Repro­duk­ti­on par­tei­ei­ge­ner Nar­ra­ti­ve. Befürch­tet wird zudem, dass eine sys­te­ma­ti­sche Schu­lung des Nach­wuch­ses die Par­tei lang­fris­tig pro­fes­sio­na­li­siert und ihre poli­ti­sche Durch­schlags­kraft erhöht.
Aka­de­mie soll Bei­trag zur Mei­nungs­viel­falt sein
Befür­wor­ter inner­halb der AfD argu­men­tie­ren hin­ge­gen, dass die Aka­de­mie ein legi­ti­mes Mit­tel poli­ti­scher Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on sei. In einer plu­ra­lis­ti­schen Demo­kra­tie ste­he es jeder Par­tei frei, Bil­dungs­an­ge­bo­te für ihre Mit­glie­der zu schaf­fen. Gera­de ange­sichts einer als ein­sei­tig emp­fun­de­nen poli­ti­schen Bil­dungs­land­schaft sehe man die Not­wen­dig­keit, eige­ne Gegen­ent­wür­fe zu ent­wi­ckeln und jun­gen Men­schen alter­na­ti­ve Sicht­wei­sen zu ver­mit­teln. Die Aka­de­mie wird dabei als Bei­trag zur Mei­nungs­viel­falt ver­stan­den, nicht als Gefahr für die Demo­kra­tie.
Unab­hän­gig von der Bewer­tung zeigt die Grün­dung der Aka­de­mie, dass die Thü­rin­ger AfD ver­stärkt auf lang­fris­ti­ge Struk­tu­ren setzt. Anstatt sich aus­schließ­lich auf kurz­fris­ti­ge Wahl­er­fol­ge zu kon­zen­trie­ren, inves­tiert sie in den Auf­bau eines sta­bi­len ideo­lo­gi­schen Fun­da­ments und in die Aus­bil­dung zukünf­ti­ger Füh­rungs­per­so­nen. Dies könn­te den poli­ti­schen Wett­be­werb ver­än­dern, da gut geschul­te Nach­wuchs­kräf­te die Par­tei dau­er­haft hand­lungs­fä­hi­ger machen.
Denk­fa­brik kann zum Aus­druck demo­kra­ti­scher Plu­ra­li­tät wer­den
Zusam­men­fas­send lässt sich fest­hal­ten, dass die Aka­de­mie der Thü­rin­ger AfD mehr ist als ein inter­nes Bil­dungs­pro­jekt. Sie steht exem­pla­risch für die stra­te­gi­sche Wei­ter­ent­wick­lung der Par­tei und für die Fra­ge, wie poli­ti­sche Bil­dung in einem zuneh­mend pola­ri­sier­ten Umfeld gestal­tet wird.
Ob die Denk­fa­brik zu einer wei­te­ren Ver­fes­ti­gung poli­ti­scher Fron­ten bei­trägt oder als Aus­druck demo­kra­ti­scher Plu­ra­li­tät ver­stan­den wer­den kann, wird letzt­lich davon abhän­gen, wel­che Inhal­te dort ver­mit­telt wer­den und wie offen der Umgang mit Kri­tik und gesell­schaft­li­cher Viel­falt aus­fällt.

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