Gefährliche Expedition an der KZ-Gedenkstätte Mittelbau Dora in der Nähe von Nordhausen: Am vergangenen Sonntagvormittag hatten ein Vater und sein Sohn unerlaubt versucht, in die nicht freigegebenen Tunnelbereiche einzudringen. Dieser Vorfall wirft nicht nur Fragen zur Sicherheit auf, sondern auch zur Bedeutung und Sensibilität solcher Erinnerungsorte.
Die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora bei Nordhausen ist ein Ort des Gedenkens, der an die extreme Brutalität der nationalsozialistischen Zwangsarbeit erinnert. Ursprünglich war hier ein unterirdisches Stollensystem der Wehrmacht, das im Zweiten Weltkrieg von KZ-Häftlingen zur Rüstungsproduktion (insbesondere für V‑Raketen) genutzt wurde.
Ein 50-jähriger Vater und sein 19-jähriger Sohn hatten offenbar geplant, in das unterirdische Stollensystem einzudringen, insbesondere in Bereiche, die für das Publikum gesperrt sind. Die Ex-Frau des Mannes alarmierte die Polizei, weil sie sich Sorgen machte und die beiden telefonisch nicht mehr erreichte.
Teurer Ausflug: Vater und Sohn müssen die Kosten des Einsatzes tragen
Da eine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben nicht ausgeschlossen werden konnte, leitete die Polizei eine großangelegte Suchaktion ein. Im Rahmen des Einsatzes wurden ein Personenspürhund, zahlreiche Beamte und sogar ein Polizeihubschrauber eingesetzt, um das Gelände und die Umgebung zu durchkämmen.
Vater und Sohn bemerkten den Einsatz offenbar, versteckten sich und meldeten sich später telefonisch bei einer Angehörigen, woraufhin die Polizei Entwarnung gab. Ihnen drohen nun rechtliche Konsequenzen: Ein Anzeige wegen Hausfriedensbruchs ist im Raum, und laut Polizei müssen sie die Einsatzkosten selbst tragen.
Die Polizei warnte gleichzeitig vor Nachahmern solcher Aktionen: das Innere der Stollen ist gefährlich, und das Betreten gesperrter Bereiche kann lebensgefährlich sein.
Gedenkstätten sind kein Abenteuerspielplatz
Der Großeinsatz an der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora ist mehr als nur eine Polizeigeschichte: Er fungiert als aktuelles Beispiel dafür, wie Geschichte, Erinnerung und Gegenwart aufeinandertreffen. Das Eindringen in die unterirdischen Stollen, die als stille Zeugen unvorstellbaren Leids gelten, verdeutlicht, dass Gedenkstätten dauerhaft geschützt werden müssen – nicht nur physisch, sondern auch symbolisch.
Gleichzeitig zeigt der Vorfall die große Verantwortung, die solche Orte in der Erinnerungskultur tragen: Sie sind keine Kulisse für Abenteuerlustige, sondern Orte des Nachdenkens, der Mahnung und der Bildung. Es ist ein Appell an die Gesellschaft, diese Stätten mit dem nötigen Respekt zu behandeln.
Mittelbau-Dora ist kein touristischer Abenteuerspielplatz, sondern ein Mahnmal: Gerade die Tunnel symbolisieren das Leiden und die Verzweiflung der Häftlinge.
Das unerlaubte Eindringen in gesperrte Bereiche zeigt eine Respektlosigkeit gegenüber diesem Gedenkort. Es könnte als Verherrlichung oder Bagatellisierung der Geschichte verstanden werden.
Vorfall zeigt: NS-Gedenkstätten besonders schutzbedürftig
Die unterirdischen Stollen sind nicht ungefährlich: Einsturzgefahr, fehlende Belüftung, eventuell Instabilitäten machen solche „Lost-Place“-Touren extrem riskant. Für die Einsatzkräfte ist die Suche in einem historischen, teils verbauten Stollensystem eine Herausforderung, besonders wenn unklar ist, wo sich Personen aufhalten.
Indem die Polizei die Kosten auf die beiden verweist, setzt sie ein deutliches Signal: Unerlaubtes Betreten kostet nicht nur rechtlich, sondern auch finanziell. Die Gedenkstätte profitiert insofern auch von dem Vorfall, als dass er das öffentliche Bewusstsein dafür schärft, wie wichtig der Schutz solcher Orte ist.
Der Vorfall ruft die Frage auf, wie man Gedenkstätten sinnvoll schützt, aber gleichzeitig für Bildung und Erinnerung öffentlich zugänglich hält. Gedenkstätten und Behörden müssen abwägen, wie restriktiv sie sein dürfen, ohne den Bildungsauftrag zu gefährden.






















