Nach mehr als einem Jahr intensiver Planung ist die Ankunft der Luchsin Rikki im Nationalpark Harz geglückt. Die sieben Jahre alte Katze aus dem Zoo Kyjiw traf Ende September in Deutschland ein und wird nach einer vierwöchigen Quarantäne in der Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen bei Hannover in das große Freigehege an der Rabenklippe umziehen. Dort soll sie im Rahmen eines europäischen Erhaltungszuchtprogramms mit einem Kuder aus der Schweiz für Nachwuchs sorgen.
Ankunft nach aufwendigem Transport
Die Reise von Kyjiw nach Sachsenhagen dauerte rund drei Tage und stellte alle Beteiligten vor erhebliche logistische und bürokratische Herausforderungen. Aufgrund der Kriegssituation war ein Lufttransport ausgeschlossen. Der Landtransport wurde vom holländischen Unternehmen Crossborder Animal Services organisiert. Schwierigkeiten bei der Zollabfertigung und fehlende Dokumente führten zu erheblichen Verzögerungen an den Grenzen. Erst nach intensiver Koordination zwischen Transportfirma, Zoo, Nationalparkverwaltung und Behörden konnte Rikki die EU-Grenze passieren.
Ole Anders, Luchsexperte der Nationalparkverwaltung Harz, zeigte sich erleichtert über die sichere Ankunft: „Die größte Herausforderung war, das Tier nach Deutschland zu holen. Der Landweg war organisatorisch extrem aufwendig.“
Seltene Chance für ein Zuchtpaar
Im europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für Luchse sind verfügbare Weibchen eine Seltenheit. Die Zuchtempfehlung für Rikki wurde bereits im September 2024 vom Tiergarten Bern ausgesprochen. Dass die Wahl auf die ukrainische Luchsin fiel, war ein Glücksfall – auch dank der Kooperationsbereitschaft des Zoos in Kyjiw, der trotz schwieriger Bedingungen an dem Artenschutzprojekt mitwirken wollte. Unterstützung kam auch von politischer Seite: Die ehemalige EU-Abgeordnete Viola von Cramon setzte sich erfolgreich für die Ausstellung der erforderlichen Exportdokumente ein.
Rikki wurde 2018 geboren und hat bisher keinen Nachwuchs gehabt. Nach der Quarantäne wird sie zunächst in einem separaten Gehege im Harz untergebracht, mit Sichtkontakt zum Schweizer Kuder. Erst wenn sich die beiden Tiere gut vertragen, sollen sie gemeinsam in das große Gehege an der Rabenklippe ziehen. Die Paarungszeit beginnt im zeitigen Frühjahr.
Erhaltungszucht als neue Aufgabe für den Nationalpark
Für den Nationalpark Harz ist die Beteiligung am EEP ein bedeutender Schritt. Das großzügige, naturnahe Gehege und die Fürsprache von Experten überzeugten den Europäischen Verband der Zoos und Aquarien (EAZA), das Harzer Projekt in das Programm aufzunehmen. Die Betreuung übernimmt ein erfahrenes Team, verstärkt durch Tierpfleger Paul Bridge, der unter anderem mit Raubtieren im Zoo Osnabrück gearbeitet hat.
Weitere Informationen zum Projekt bietet die Website des Nationalparks Harz unter www.luchsprojekt-harz.de.
Foto: Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen