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Spei­cher weni­ger gefüllt als letz­tes Jahr: Rei­chen die Gas­vor­rä­te für einen kal­ten Win­ter?

Deutsch­land ist ins neue Spei­cher­jahr mit ver­gleichs­wei­se nied­ri­gen Füll­stän­den gestar­tet. Anfang April lagen die Spei­cher nur bei etwa 29 % der Kapa­zi­tät. Im Ver­lauf des Som­mers wur­de wei­ter ein­ge­spei­chert, doch der Fort­schritt ist schlep­pend.

Der­zeit (Sommer/Herbst 2025) sind nach Markt­bu­chun­gen etwa 70 % der Spei­cher­leis­tung gebucht. Aller­dings gilt: Tech­nisch ist eine voll­stän­di­ge Befül­lung (100 %) bis zum 1. Novem­ber nicht mehr rea­lis­tisch. Exper­ten war­nen, dass 70 % Füll­stand im Fal­le eines sehr kal­ten Win­ters nicht aus­rei­chen wür­den, um durch­ge­hend sicher zu ver­sor­gen.

Die deut­schen Gas­vor­rä­te dürf­ten unter typi­schen oder mil­den Win­ter­be­din­gun­gen in Kom­bi­na­ti­on mit Impor­ten, Ein­spa­run­gen und staat­li­chen Maß­nah­men im Gro­ßen und Gan­zen aus­rei­chen, um eine sta­bi­le Ver­sor­gung zu gewähr­leis­ten.

Jedoch ist der Puf­fer rela­tiv eng: Bei einem extrem kal­ten Win­ter könn­ten die Vor­rä­te schnel­ler erschöpft sein, als es momen­tan kal­ku­liert ist. Die Unsi­cher­hei­ten sind grö­ßer als in „nor­ma­len“ Jah­ren, und stra­te­gi­sche sowie poli­ti­sche Maß­nah­men wer­den ent­schei­dend sein, um Risi­ko­fäl­le abzu­fan­gen.

Ob die Vor­rä­te rei­chen oder nicht, hängt von zahl­rei­chen Fak­to­ren ab. Hier sind die wich­tigs­ten:

· Lie­fe­run­gen aus Nor­we­gen, den Nie­der­lan­den, Bel­gi­en etc. spie­len eine ent­schei­den­de Rol­le.

· Gasim­por­te per LNG (ver­flüs­sig­tes Erd­gas) kön­nen zusätz­li­che Fle­xi­bi­li­tät brin­gen und Spit­zen­las­ten abfan­gen.

· Der Markt­me­cha­nis­mus ist jedoch kom­pli­ziert: In man­chen Fäl­len ist Gas im Som­mer teu­rer als im Win­ter („nega­ti­ver Som­mer-Win­ter-Spread“), was die wirt­schaft­li­che Moti­va­ti­on zur Ein­spei­che­rung senkt.

· Das soge­nann­te Gas­spei­cher­ge­setz und staat­li­che Vor­ga­ben ver­su­chen, durch regu­la­to­ri­sche Ein­grif­fe die Ein­spei­che­rung zu for­cie­ren.

Wie sieht das Ver­brauchs­ni­veau aus und was brin­gen Ein­spa­run­gen?

Der tat­säch­li­che Ver­brauch hängt davon ab, wie stark Haus­hal­te, Indus­trie und Gewer­be ver­brau­chen bzw. ein­spa­ren: Wenn der Ver­brauch kon­ser­va­tiv und effi­zi­ent gehal­ten wird (z. B. durch Ener­gie­spa­ren, bes­se­re Däm­mung), dann sinkt der Druck auf die Vor­rä­te.

Eine plötz­li­che Nach­fra­ge­wel­le (z. B. durch extrem kal­te Tage) kann jedoch die Reser­ve schnell schrump­fen las­sen. Im Not­fall könn­ten staat­li­che Maß­nah­men grei­fen, um Eng­päs­se zu ver­mei­den:

Staat­li­che Vor­rats­stra­te­gien oder stra­te­gi­sche Ein­spei­che­rungs­in­stru­men­te könn­ten akti­viert wer­den. Import­ver­trä­ge oder Sub­ven­tio­nen kön­nen ange­passt wer­den, um aus­län­di­sche Quel­len stär­ker zu nut­zen.

Ein­schät­zung: Rei­chen die Vor­rä­te für einen kal­ten Win­ter?

Unter nor­ma­len Bedin­gun­gen sind die Vor­rä­te wahr­schein­lich aus­rei­chend. Wenn der Win­ter durch­schnitt­lich oder mild aus­fällt, könn­ten die der­zei­ti­gen Vor­rä­te zusam­men mit Impor­ten und Ein­spa­run­gen aus­rei­chen, um die Ver­sor­gung sicher­zu­stel­len. Vie­le Sze­na­ri­en (z. B. von INES) pro­gnos­ti­zie­ren, dass unter sol­chen Bedin­gun­gen sogar der gesetz­lich vor­ge­schrie­be­ne Min­dest­füll­stand von 30 % im Febru­ar 2026 erreich­bar sein könn­te.

Auch jüngs­te Ana­ly­sen wie die der LBBW kom­men zu dem Schluss, dass Deutsch­land im aktu­el­len Zustand durch den Win­ter kom­men dürf­te – auch bei Ver­zicht auf rus­si­sche Lie­fe­run­gen.

Bei einem extrem kal­ten Win­ter wird es kri­tisch Wenn die Tem­pe­ra­tu­ren stark unter dem his­to­ri­schen Mit­tel lie­gen, könn­te der Gas­ver­brauch so stark stei­gen, dass die Vor­rä­te schnel­ler als gedacht auf­ge­braucht sind. In sol­chen Fäl­len war­nen Exper­ten, dass eine siche­re Ver­sor­gung lang­fris­tig nicht garan­tiert ist. Eini­ge Spei­cher­be­trei­ber war­nen expli­zit, dass unter extre­men Bedin­gun­gen eine Man­gel­la­ge droht. Die Tat­sa­che, dass tech­nisch kei­ne voll­stän­di­ge Spei­cher­be­fül­lung mehr mög­lich ist und dass der Markt­me­cha­nis­mus der­zeit wenig Anreiz zur Ein­spei­che­rung bie­tet, erhöht das Risi­ko. Auch die War­nun­gen aus der Pra­xis und Medi­en­be­rich­te über „unzu­rei­chen­de Vor­rä­te“ zei­gen, dass das Ver­trau­en in eine durch­ge­hen­de Ver­sor­gung bei extre­men Bedin­gun­gen begrenzt ist.

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