Der Hexentanzplatz in Thale im Harz zählt zu den bekanntesten Sagenorten Deutschlands. Er liegt hoch über dem Bodetal und ist bis heute ein faszinierendes Ziel für Touristen, Wanderer und Kulturinteressierte. Seine Geschichte reicht weit zurück und verbindet historische Fakten mit uralten Mythen.
Rituelle Handlungen in der Vorzeit und germanische Kultstätten
Archäologische Funde deuten darauf hin, dass das Plateau bereits in der vor- und frühgeschichtlichen Zeit genutzt wurde. Besonders zur Zeit der Germanen soll es eine Kultstätte gewesen sein. Man nimmt an, dass dort rituelle Handlungen zu Ehren heidnischer Götter stattfanden.
Der exponierte Platz hoch über dem Tal mit weiter Sicht bot dafür eine besondere Atmosphäre. Manche Forscher vermuten, dass Frühlings- oder Fruchtbarkeitsriten abgehalten wurden, die später in Sagen von Hexentänzen übergingen.
Walpurgisnacht: Wie der Hexentanzplatz zu seinem Namen kam
Der Name „Hexentanzplatz“ geht auf die Volkssagen zurück, nach denen sich in der Walpurgisnacht (in der Nacht zum 1. Mai) Hexen auf dem Plateau versammelten. Gemeinsam sollen sie dort gefeiert, getanzt und mit dem Teufel ein Bündnis geschlossen haben, bevor sie auf den Brocken weiterzogen.
Dieses Bild vom wilden Hexentreiben hat sich tief in die Kultur und das Brauchtum der Harzregion eingeprägt. Noch heute wird in Thale und an vielen Orten im Harz die Walpurgisnacht mit Festen, Verkleidungen und Feuern begangen.
Mittelalter und Aberglaube: Zauberei, Magie und dunkle Mächte
Im Mittelalter war der Glaube an Hexen weit verbreitet. Auch im Harz kam es zu Hexenverfolgungen, die viele Frauen das Leben kosteten. Der Hexentanzplatz wurde in dieser Zeit noch stärker mit den Vorstellungen von Zauberei, Magie und dunklen Mächten verbunden.
Ob tatsächlich jemals Hexen an diesem Ort zusammentrafen, ist historisch nicht belegt – doch der Aberglaube und die mündliche Überlieferung hielten die Legende lebendig.
Hexentanzplatz als Inspiration für Literatur und Kunst
Ab dem 19. Jahrhundert gewann der Hexentanzplatz eine neue Bedeutung: Mit der Romantik entdeckten Dichter, Maler und Reisende die wildromantische Landschaft des Harzes. Die Sagen vom Hexentanzplatz inspirierten Literatur und Kunst. Zugleich entwickelte sich Thale zu einem Ausflugs- und Kurort, und der Hexentanzplatz wurde zu einem beliebten Touristenziel.
Im 20. Jahrhundert wurde der Platz weiter erschlossen. Neben einer Naturbühne, auf der bis heute Theateraufführungen und Konzerte stattfinden, entstand ein Tierpark. Moderne Seilbahnen machen den Aufstieg leichter, sodass der Ort für viele Besucher
erreichbar ist. Der Hexentanzplatz ist heute ein Ort, an dem sich Natur, Kultur und Mythos miteinander verbinden. Er ist sowohl ein touristischer Anziehungspunkt als auch ein Symbol für die Sagenwelt des Harzes. Die Walpurgisfeiern locken jedes Jahr tausende Menschen an, die in Hexen- und Teufelskostümen die alten Bräuche aufleben lassen.
So lebt die Geschichte des Hexentanzplatzes weiter – als Mischung aus historischer Kultstätte, volkstümlicher Sage und moderner Kulturstätte.