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Men­schen bei Mozart – Die Zau­ber­flö­te im Harz

ein Probenfoto mit den drei Damen (Jessy-Joy Spronk, Bettina Pierags und Regina Pätzer) und Tamino (Francisco Huerta)

1791 wur­de sie in Wien urauf­ge­führt und ist wohl die meist­ge­spiel­te deutsch­spra­chi­ge Oper der Welt: Die Zau­ber­flö­te. Jeder kennt sie, und kaum jemand kann erzäh­len wor­um es eigent­lich geht. Jedem fal­len sofort Melo­dien ein: „der Vogel­fän­ger bin ich ja“, „dies Bild­nis ist bezau­bernd schon“ oder die Kolo­ra­tu­ren aus den berühm­ten Ari­en der Köni­gin der Nacht. Aber was ver­han­deln die Figu­ren in die­sem dicht ver­wo­be­nen Sing-Spiel wirk­lich? Wel­che Men­schen ste­cken hin­ter den kli­schee­haf­ten Bil­dern im Stück? Was bedeu­ten heu­te die­se Begrif­fe wie Tugend oder Weis­heit? Die­sen Fra­gen (und vie­len ande­ren) spürt die neue Insze­nie­rung am Harzthea­ter nach. Nina Küh­ner, die zum ers­ten Mal im Harz insze­niert, hat gemein­sam mit dem Aus­stat­ter Tom Grass­hof einen Expe­ri­men­tier­raum geschaf­fen, in dem sich die Dar­stel­ler auf ganz beson­de­re Wei­se den Figu­ren annä­hern. Jeder bekommt eine Rol­le zuge­teilt und im Lau­fe des Stü­ckes zei­gen sich die Kon­flik­te, die aus den jewei­li­gen Macht­po­si­tio­nen resul­tie­ren. Im schein­bar lee­ren Raum ent­steht das Stück neu, da die Men­schen sich nicht aus­wei­chen kön­nen. Unter der glit­zern­den Folie des Thea­ter­ster­nen­him­mels erschei­nen Grup­pen­dy­na­mi­ken, mensch­li­ches Ver­sa­gen, Hoff­nun­gen und Wün­sche, lässt die unglaub­li­che mozart’sche Musik den Text sicht­bar und in aller Deut­lich­keit die Ver­hält­nis­se klar wer­den. Und im Zen­trum all des­sen steht Pami­na. Gesun­gen und gespielt von Béné­dic­te Hil­bert. Sie ist die eigent­li­che Haupt­fi­gur für Regis­seu­rin Nina Küh­ner. Auch sie sieht sich, wie Tami­no, den in sie gesetz­ten hoch­sti­li­sier­ten Anfor­de­run­gen gegen­über, die mit ihr nichts zu tun haben. Wenn Saras­tro zu ihr sagt, dass er sie nicht zur Lie­be zwin­gen, ihr aber die Frei­heit nicht gewäh­ren wird und wenn er ihr sagt: „Ein Mann muss eure Her­zen lei­ten, denn ohne ihn pflegt jedes Weib aus ihrem Wir­kungs­kreis zu schrei­ten“ muss sie sich zu dem ihr zuge­wie­se­nen Bild ver­hal­ten, genau­so wie Tami­no (umwer­fend dar­ge­stellt von Fran­cis­co Huer­ta) –dar­an wach­sen und einen eige­nen Weg fin­den, oder dar­an zer­bre­chen.

Wohin das alles führt, kann man am 26.7.2025 im Bur­char­diklos­ter Hal­ber­stadt in einer beson­de­ren Frei­licht­ver­si­on und dann ab 13. Sep­tem­ber in vol­ler Pracht im Thea­ter Qued­lin­burg erle­ben. Eines scheint jetzt schon klar: Wie berei­chernd und erfül­lend es sein kann, die alt­be­kann­ten Kli­schees und Rol­len­bil­der über Bord zu wer­fen und sich dem zu nähern, was unter dem Zucker­guss der Jahr­hun­der­te immer schon da war: den Men­schen.

 

WAS             DIE ZAU­BER­FLÖ­TE — PRE­MIE­RE

WANN          Sams­tag, 27.07.2025 um 19:30

WO               Bur­char­diklos­ter Hal­ber­stadt

WER             HARZTHEA­TER / Musik­thea­ter Harz

 

Foto: M.Misgaiski

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