Die historische Schafbrücke in der Welterbestadt Quedlinburg, ein fast 100-jähriges technisches Denkmal, steht im Mittelpunkt intensiver Bemühungen zur Erhaltung und Weiterentwicklung.
Die im Denkmalverzeichnis eingetragene Brücke verbindet die Wipertistraße mit dem Neinstedter Feldweg und ist eine beliebte Verbindung für Nahverkehr, Radfahrer und Fußgänger.
Im Jahr 2006 musste die Brücke aufgrund ihres schlechten Zustands für den Fahrzeugverkehr gesperrt werden. Seither darf sie nur noch von Fußgängern sowie eingeschränkt von einspurigen Fahrzeugen genutzt werden.
Bei der jüngsten Begutachtung durch das Fachbüro Dr. Günter Borg, Geschäftsführer der Dr. Borg – Planen & Beraten Ingenieurgesellschaft mbH, wurde deutlich: Der Zustand der Brücke hat sich weiter verschlechtert, ihre Substanz ist stark geschwächt.
Dr. Borg erläuterte: „Nur noch etwa ein Drittel des ursprünglichen Stahlquerschnitts ist erhalten.“
Diese Erkenntnisse unterstreichen die Dringlichkeit einer umfassenden Sanierung.
Eine vorläufige Freigabe der Brücke für ein weiteres Jahr für Fußgänger und eingeschränkten Fahrzeugverkehr wurde in Aussicht gestellt. Der abschließende Bericht von Dr. Borg steht derzeit noch aus. Anschließend erfolgt eine erneute Begutachtung, um konkrete Sanierungsmaßnahmen festzulegen.
„Die Hoffnung ist groß, Fördermittel aus dem Infrastruktur-Förderprogramm Sachsen-Anhalts zu erhalten, um einen Teil der Kosten zu decken. Im Zuge der Sanierung ist auch die Instandsetzung der benachbarten kleinen Brücke über den Mühlgraben geplant“, erklärt Frank Ruch, Oberbürgermeister der Welterbestadt Quedlinburg.
Ruch betont: „Es ist wichtig, dass wir schnell in der Lage sind, Investitionsmittel zeitnah abzurufen. Das bedeutet, wir müssen bei der Planung unserer Straßen- und Brückensanierungen mehr in Vorleistung gehen als bisher.“
Die Landesregierung rechnet mit etwa 1,8 bis 2,5 Milliarden Euro, die den Kommunen für Infrastrukturmaßnahmen zur Verfügung stehen.
Die beabsichtigte Nutzung – weiterhin für Fußgänger, Radfahrer sowie für Pkw und Lkw – wird im Rahmen des Verkehrsplanungskonzepts geprüft, auch im Hinblick auf einen möglichen Neubau.
Parallel dazu wird der Ausbau des Radwegenetzes zwischen der Quarmbachsiedlung und dem Neinstedter Feldweg vorangetrieben – die Planungen laufen bereits.
Die im Jahr 1926 erbaute Schafbrücke wird im kommenden Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum feiern. Sie ersetzte einen Vorgängerbau, der beim Bode-Hochwasser 1925 zerstört wurde. Mit ihrem Fachwerkbogen aus Stahl, den schmiedeeisernen Gittern und dekorativen Betongussreliefs zeigt sie bis heute ihre historische Bedeutung für Quedlinburg.
Foto: Welterbestadt Quedlinburg