Anna Vollmer (Name geändert) ist eigentlich eine vorsichtige und besonnene Frau – eigentlich. Während sie kopfschüttelnd ihre Unterlagen durchgeht, kann sie kaum glauben, was passiert ist. Die 42-Jährige ist einem raffinierten Internet-Betrug auf den Leim gegangen. Anna war auf der Suche nach einem aufblasbaren Whirlpool für ihren Garten. Dann wurde sie im Netz fündig. Das Angebot klang verlockend: Ihr Wunschartikel wurde für sagenhafte 110 Euro angeboten. Anfangs hatte sie Bedenken bei diesem niedrigen Preis. Doch als sie dann auf eine Seite des Discount-Riesen Lidl weitergeleitet wurde, die obendrein noch täuschend echt aussah, waren alle Zweifel beseitigt. Anna Vollmer bestellte – und zahlte mit ihrer Kreditkarte.
Danach tat sich erstmal drei Tage lang nichts. Anna Vollmer bekam keine Eingangsbestätigung ihrer Bestellung und auch auf ihrem Konto gab es keine Auffälligkeiten. Dann kam die Abbuchung. Eine Firma mit Sitz in Hong Kong und der Rechtsform „Limited“ war der Zahlungsempfänger. In diesem Moment wurde Anna Vollmer klar: Sie war einem Betrug aufgesessen und die Lidl-Seite war eine Fälschung: Kein Impressum, kein Handelsregistereintrag, keine ladungsfähige Geschäftsadresse – nichts. Alles was die Frau hatte, war eine E‑Mail-Adresse.
Mehrere Versuche, das Geld zurückzubekommen brachten nichts. Sie wurde immer wieder mit vorgefertigten Textbausteinen hingehalten und vertröstet. Auch eine Anzeige bei der Polizei hatte wenig Aussicht auf Erfolg – weil der Shop, der auf die Lidl-Seite weiterleitet, jeden Tag seinen Namen ändert. Anna Vollmer hatte ihr Geld verloren.
Online-Betrugsmaschen sind vielfältig, raffiniert – und KI-gestützt
Internetbetrug umfasst eine Vielzahl von betrügerischen Aktivitäten, die online stattfinden. Zu den häufigsten Maschen gehören Phishing, Fake-Shops, Abo-Fallen, Romance Scam und Warenbetrug. Betrüger nutzen gefälschte Webseiten, E‑Mails oder Social Media Profile, um an persönliche Daten zu gelangen oder Geld zu ergaunern.
In unserem Fall ist Anna Vollmer in die Falle eines Fake Shops gelaufen. Fake Shops sind auf den ersten Blick schwer zu erkennen. Teilweise sind sie Kopien real existierender Websites. Sie wirken seriös und lassen Kunden daher selten an ihrer Echtheit zweifeln. Mit gut kopierten Produktbildern und Informationen aus dem Internet sowie einem professionellen Erscheinungsbild gewinnen Fakeshops das Vertrauen der Online-Käufer und verleiten sie dadurch zum Kauf. Ein weiteres Lockmittel ist der scheinbar besonders günstige Preis des gesuchten Produkts.
Wenn Sie im Voraus gezahlt haben, bekommen Sie nicht selten minderwertige Ware zu einem überhöhten Preis. Mitunter wird das Produkt auch gar nicht geliefert. Oft täuschen die Händler sogar Lieferschwierigkeiten vor und vertrösten Betroffene, um diese daran zu hindern, weitere Schritte einzuleiten.
Wichtig: Die Seite auf Impressum und Allgemeine Geschäftsbedingungen prüfen!
Ein nicht vorhandenes Impressum ist immer ein Indiz für eine gefälschte Seite! Doch so einfach machen es einem längst nicht alle Fake Shops. Wenn ein Impressum zu finden ist, muss es u. a. die Adresse, einen Vertretungsberechtigten und eine E‑Mail-Adresse enthalten. Außerdem — soweit vorhanden — einen Handelsregistereintrag mit entsprechender Umsatzsteuernummer.
Fake Shops können von anderen Seiten kopierte Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) aufweisen. Das ist aber oftmals schwer zu erkennen. Ein deutliches Anzeichen für falsche AGB ist, wenn sie in schlechtem Deutsch aus einem Übersetzungsprogramm formuliert sind. Ist das der Fall oder fehlen die AGB sogar ganz, sollten Sie lieber nichts bestellen.
Wie reagiere ich, wenn ich Opfer eines Online-Betrugs geworden bin?
Wenn Sie Opfer von Online-Betrug geworden sind, sollten Sie schnell handeln und Anzeige bei der Polizei erstatten. Zusätzlich sollten Sie Ihre Bank informieren und gegebenenfalls Karten sperren lassen. Die Verbraucherzentrale kann ebenfalls helfen, den Fall zu melden und andere vor ähnlichen Betrugsmaschen zu warnen.
Schritte zur Reaktion bei Online-Betrug:
- Anzeige bei der Polizei erstatten:
Gehen Sie zur örtlichen Polizeidienststelle oder erstatten Sie online Anzeige.
- Bank informieren:
Informieren Sie Ihre Bank, wenn Geld von Ihrem Konto abgebucht wurde oder Sie Opfer eines Phishing-Angriffs geworden sind.
- Karten sperren:
Lassen Sie Ihre Bank- oder Kreditkarten sofort sperren, falls diese missbräuchlich verwendet wurden.
- Verbraucherzentrale informieren:
Melden Sie den Betrug der Verbraucherzentrale, um andere zu warnen und präventiv zu handeln.
- Kontakt abbrechen:
Beenden Sie jeglichen Kontakt mit dem Betrüger und antworten Sie nicht auf verdächtige E‑Mails oder Anrufe.
- Vorsichtsmaßnahmen treffen:
Überprüfen Sie Ihre Online-Konten, Passwörter und Sicherheitseinstellungen. Informieren Sie sich über gängige Betrugsmaschen und schützen Sie sich vor zukünftigen Angriffen.
Zusätzliche Hinweise:
- Bewahren Sie alle Beweismittel auf:
Screenshots, E‑Mails, Transaktionsnachweise usw. können bei der Anzeigeerstattung und der weiteren Bearbeitung hilfreich sein.
- Unterstützung suchen:
Scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, z.B. von Ihrer Bank, der Polizei oder der Verbraucherzentrale.
- Achtsamkeit:
Seien Sie generell vorsichtig bei Online-Transaktionen und verdächtigen Angeboten.
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